Nach der Festsetzung des verwirrten Gefangenen durch die Stadtgarde kam es zur Verfügung gegen den Auftraggeber der Mission, Baron Dexter Nemrod.
Der Großinquisitor wurde durch die Reichs-Kammer-Richterin Efferdane von Ehrenstein einstweilig unter Hausarrest gestellt.
In den darauffolgenden Tagen wurde Praiala, welche in der Stadt des Lichts ein Quartier erbeten hatte, von ihrem direkten Vorgesetzten, Praiodan von Luring, vorgeladen.
Der Inquisitionsrat gewährte Praiala die Indoktrination durch einen Hochgeweihten der Kirchenakademie um Praiala’s Einsatz in Greifenfurt zu würdigen und auch um sie bei ihrer zukünftigen Arbeit für die Inquisition zu unterstützen.
Regeltechnisch darf Praiala an dieser Stelle ohne weiteren Zeitaufwand Liturgien der Heiligen Inquisition, in einem Ausmaß von 500 AP, erwerben.
Empfohlene/Verfügbare Liturgien: - Wille zur Wahrheit, Grad IV, 200 AP - Daradors prüfender Blick, Grad III, 150 AP - Exkommunikation, Grad III, 150 AP - Seelenprüfung, Grad III, 150 AP - Auraprüfung, Grad IV, 200 AP - Urischars ordnender Blick, Grad III, 150 AP - Göttliche Verständigung, Grad II, 100 AP - Sicht auf Madas Welt, Grad II, 100 AP
(Notiz: Praiala hat folgende Liturgien gewählt)
- Seelenprüfung, Grad III, 150 AP - Urischars ordnender Blick, Grad III, 150 AP - Göttliche Verständigung Grad II, 100 AP
Während dieser Tage erfuhr Praiala worüber seit diesem Winter in der Stadt des Lichts am meisten gesprochen wurde:
Am Rande notiert
Elenvina: Fürwahr treffliche Kunde erreichte uns dieser Praiosläufe aus Elenvina: Seine Hochwürden, Hilberian vom Großen Fluß, der dortige Hochgeweihte der Heiligen Praioshalle, tritt eine Reise an. Dabei kann er etwas erleben, denn der gute Mann reist nicht etwa auf Pilgerfahrt ins kaiserliche Gareth oder ins liebliche Beilunk, nein, Seine Gnaden haben sich ein gänzlich anderes Ziel erkoren: die Steppe der Orklandgreifen.
Das mag überraschend klingen, Hochwürden vom Großen Fluß haben allerdings eine wahrhaft praiosgefällige Begründung, daß er nämlich die göttliche Erleuchtung seines minderen Geistes suche, was freilich nur ein Gottgesandter ihm geben könne und auch keinen Grund zur Furcht: Alldieweil habe er dem Herrn Praios treu gedient und weiland viele Wunder getan, d’rum hoffe er nun auf den Schutz seines Greifenherrn. Nicht mehr denn fünf Bewaffnete wolle er als Bedeckung mit sich nehmen, und auch nicht mehr als drei Maultiere. Hochwürden reisen zu Fuß, der Marsch soll am 15. Hesinde 20 Hal beginnen. Aufrechte, tapfere und – die Botenredaktion rät’s mit vorzüglicher Hochachtung – waffenkundige Waldläufer mögen sich bis dato in Elenvina einfinden, so sie sich dem Unterfangen anzuschließen trachten. (Der Tempelvorsteher zahlt leidlich gut, wohl um gefährlichem Verrat vorzubeugen.)
Der Subsidiarschreiberling SEW Jariels von Gareth teilte mit, daß der Bote des Lichts dem Hochgeweihten von Elenvina alles Praiosgefällige und Gute wünsche.
Hilberian Grimm v. Greifenstein und vom Großen Fluß
Höret nun einiges über das Leben Seiner Hochwürden Hilberian:
Selbiger ward 32 v. Hal als Kegel des Herzogs Hartuwal Gorwin v. Großen Fluß und seiner Kebse Wallgunde geboren, möge Frau Travia dies kecke Wort verzeihen! Nach dem Tode der glücklosen Herzogin Nurimai v. Mendena, die ihrem Gemahl den Prinzen Jast Gorsam geboren und daraufhin die letzten fünf Jahre ihres Lebens im herzoglichen Kerker verbracht hotte, worein der zügellose Herzog sie in einer Laune hatte werfen lassen, nahm der Herzog die Kebse Wallgunde gleichwohl zur Gemahlin und legitimierte derart den kleinen Prinzen Hilberian …
Damit der Kegel dem Hause v. Großen Fluß gleichwohl nicht den Hirschenthron streitig zu machen vermochte, schickte der Vater den Jungen auf die Elenviner Praiosschule. Glücklicherweise war Prinz Hilberian vom Herrn berufen und ein eifriger, gestrenger und gelehriger Geweihter, der alsbald in Herrn Praios’ Communio allerort angesehen und beliebt war. Ihre erhabene Weisheit, die Heliodai v. Roßhagen, accreditierte ihn als Nuntius an verschiedenen Fürstenhöfen und sandte ihn schließlich in gewichtiger Botschaft aufs ferne Maraskan und ins sündige Al’Anfa, daß seine erhabene Weisheit, der Heliodan,
den Prinzen in seinem achtunddreißigsten Götterlaufe zum Hochgeweihten von Elenvina bestellte.
Das dortige Amt führt der Prinz in vollkommener Aussöhnung mit seinem herzoglichen Bruder, an dessen Hofe er ein häufiger und gern gesehener Gast ist, überaus accurat, so daß die Halle unter seine Ägide zu einer wahrhaften Trutzburg der Praioskirche und einem der heiligen Orte avanciert ist.
Prinz Hilberian Grimm v. Greyfensteyn und v. Großen Fluß ist Verfasser mehrerer Schriften, u.a. “Die Kirche und die Greifen”, “Die Zwölf Heiligkeiten” und “De Gurvane”, eine höchst bedeutsame historische Abhandlung über den letzten und schwächsten der Priester-Kaiser, die durchaus nicht ohne Anspielungen auf die heutige Kriche gehalten ist und die darob von seiner erhabenen Weisheit sowie von der Excellenz des Großinquisitors mehrfach zitiert wurde.
Mit seiner jüngsten Unternehmung einer Reise und Pilgerfahrt ins winterliche Orkland (welch vortreffliche Tapferkeit!) haben Hochwürden Aufsehen weit über Elenvina und Gareth hinaus erregt.
Das Wunder von Greyfensteyn
Im Namen des Heiligen Herrn Praios. Tergillon v. Elenvina, Schreiberling und Geweihter im Gefolge des Herrn Hilberian Grimm v. Großen Fluß. Geschehen am 29. Tsa 20 Hal. Gegeben auf Burg Greyfensteyn, geschrieben von eigner Hand.
Herrn Duradan v. Wildreigen, Gareth. […]
Praios und die Elfe vor.
Mein lieber Duradan
Noch vermag ich’s nicht recht zu glauben, was geschehen, doch ist wohl alles wahr; und ich will’s Dir ab initio getreulichst schildern, auf daß Du’s den hohen Eminenzen v. Gareth und Wehrheim conferieren mögest.
Am 15. Hesinde brachen wir von Elenvina her gegen Mitternacht auf und kamen mit unsrer Bedeckung leidlich voran nebst Herrn Hilberian und uns drei Secretairen ritten fünf Waldläufer einher, die uns Wildpret beschaffen und nächtens Wache schieben sollten, daß wir am 30. Hesinde bereits in Gräflich Winhall anlangten und von dorten unter den Hochrufen und dem Jubel der Städter über die Tommelbrücke ins Nostrische einzogen, das heißt, womöglich war’s auch schon andergastsches Lehnsland, das konnt’ uns keiner recht sagen, denn die Majestäten
der Könige führten allenthalben einen Waffengang von “particulairer Importance”, wie wir weiland vom gekkenhaften Wojwoden v. Eberwildern, der ein Stück Wegs mit uns einherschritt, erfuhren. […]
Schließlich hatten wir all das hinter uns und waren auch übers Andergastsche hinaus in Andergast hatte die Eminenz des Custos Ordinis Excelsus Herrn Hilberian huldvollst empfangen und auch SM der König hatte uns von einem wahrhaftigen General willkommen heißen lassen!, womit die Fährnisse allerorten
erst begannen.
Zwar fanden wir noch Gastung auf der Feste Anderstein, einer treuen Wacht gegen die Orken übrigens, doch ansonsten waren wir
ganz der Wildnis des schaurigen Orklands und der Verläßlichkeit unserer schweigsamen Wegführer preisgegeben. Zumal wir nicht auf den Wegen reiten konnten, denn dort trieben die Orken ihr finstres Unwesen, hieß es.
Tordochai und Zholochai […]
So zogen wir denn Praioslauf um Praioslauf, der Herr Hilberian auf seinem weißen
Rosse stets voraus, durch das Dornicht der Messergrassteppe und den fußhohen Ifirnsschnee aufs Greifengras zu, wo Ew. Hochwürden die heiligen Greifen, um derentwillen wir die Fahrt unternommen, zu treffen hoffte. […]
Am 16. Firun hatten wir den Thasch nicht mehr fern, ein greuliches Gebirge, das furchtbar unheimlich deuchte, und eisig kalt war’s in Herrn Firuns grimmen Winter. Da wies Herr Hilberian frohlockend auf einige Wesen hoch droben in den Winden, wohl hoffend, daß es herrlichen Greifen seien, aber ach, Adelerfrouwen waren’s, die den Mertwyn grausam raubten und töteten.
Und auch mir schlugen sie eine blutige Wunde, ehe Meister Hilberian einen heiligen Bannspruch gewirkt hatte. […]
In der Nacht ging ein Sturm, und Schnee fiel zuhauf, und am Morgen waren auch Feith und Harmlyn verschwunden, die die dritte Nachtwache gehabt hatten. Das Feuer, gestrenger Ingerimm! hatten sie ausgehen lassen. […]
Drei Rösser hatten wir mittlerweile schlachten müssen und waren mittenherinnen im Orklande, und doch hieß Meister Hilberian uns allerstrengst vorwärts. Aschfahl saß er im Sattel und bewegte seine blaugefrorenen Lippen im innigen Gebet und die Sonne schien tags wie nachts Ucuris Sternengold und wies den gefahrvollen Weg. […]
Und siehe, da kam er herab, der Heilige Goldene, und Herr Hilberian sank hinab in seinem güldnen Gewand, und wir taten’s ihm gleich. Der Greif war groß, mächtiger als ein Firunsbär, ganz gold und rot und wunderbar.
Und er hieß uns willkommen, die Weitgereisten, in artigen Worten und mit wohlklingender Singstimme worauf er mit Meister Hilberian von dannen schritt … […]
Der Meister kam herauf an unsre Lagerstatt, nachdem Herr Praios dreimal in caelis gestanden hatte und wir gegen einige Tscharschai gefochten … voller Erhabenheit befahl er uns, die Rösser zu zäumen und hinabzureiten in die Greifenklamm, wo vier Greifen unsrer harrten und uns – heiliger Praios! – nach Greyfensteyn mittäglich Yrramis’, das Du womöglicht kennst, trugen, das einige Lowanger und Andergaster aus Orkenhand befreit hatten. Was wohl aus den Pferden geworden sein mag? Von Elenvina her haben sie uns getragen; Körnchen ward mein Brauner geheißen. […]
Der Prinz v. Andergast wöllt uns ergo auf die Order der Majestät des Königs ins Andergastsche bringen, was vernehmlich SE Herr v. Hirschstechern befohlen hatt’, bei seinem Unwillen. Der Prinz Wengel war nun ein Cavallerie-Capitain, […], so daß orksche Reiter hinterdreinritten und die erschöpften Andergaster wohl noch vorm Tore eingeholt hätten, wär’ nicht Meister Hilberian hinausgetreten: Der tapfre Mann hatt’ den Sonnenstab in der Rechten und ein Schwert in der
Linken, aufrecht und stolz stand er, und die blinkenden Waffen zum Herrn erhoben daß ein gewaltiger Blitz herausfuhr und inmitten die Orken! Heller als die Sonne war’s, ganz gleißend grell und weiß, ein Wunder allenthalben, daß wir dem Heiligen, dem Herrn der Gefilde und der Sphären, dem Höchsten Greifen, dem König Alverans und Deres und aller Lande darumherum, dem Meister Praios, eifrig dankten in unsrer Unvollkommenheit.
Und Herr Hilberian war ohnmächtig darniedergesunken, aber sein Antlitz stolz und schön und bitter. […] Und der Prinz v. Andergast erhob ihn sodann zum Herrn v. Greyfensteyn, und die Söldlinge hießen ihn den Grimmen, denn derart war er, nachdem das Wunder vollbracht. Der Meister ging in Clausur. […]
(Wie es scheint hat sich die Geschichte des Hilberian diesen Frühling wie ein Lauffeuer in der Gemeinschaft der Gläubigen des ganzen Reiches verbreitet)
Sowie die aktuellen Garether Stadtgespräche:
- Der Brunnen am Akademiegelände der Academia Armarorum Astralis ist seit Tagen gesperrt. Es kursieren Vermutungen über den Grund:
– Arbeiten am alten Geheimgang zum Kaiserschloss
– Grabung nach einem versteckten Schatz der Gründungsväter der Akademie
– Ausbesserung von Teilen der Kanalisation - Am Kaiserturnier am 1. Hesinde im nächsten Jahr wird endlich wieder viel los sein, da die Orks besiegt sind.
- In der Kanalisation sieht man seit einiger Zeit immer wieder unheimliche Lichter.
- In Ruthor, einer Küstenstadt im Lieblichen Feld, sollen 150 Kinder in einer einzigen Nacht geraubt worden sein. Im Aventurischen Boten lässt sich ein Bericht zu diesem Thema finden:
Seedämon vernichtet Grangorer Schivone
Der Kinderraub von Ruthor
Eine Schandtat ohne Beispiel ereignete sich am Praios-Tag vor vier Wochen in dem kleinen Hafen Ruthor, einer Stadt auf der Südseite der Grangorer Bucht.
Wie Augenzeugen berichten, habe fast eine Woche lang ein riesiges schwarzes Schiff in der Bucht gekreuzt, acht Segel habe es gehabt und wohl hundert Geschütze. Fortwährend sei öliger schwarzer Rauch von seiner Achtertrutz aufgestiegen, und wenn der Wind landwärts stand, habe man von Deck Trommelschlag und dunkle Gesänge hören können.
Solche und ähnliche, vermutlich von Furcht und Aberglauben geprägten Gerüchte trafen sehr bald in Grangor ein, wo man sich trotz der obskuren Berichte immerhin entschloss, eine Schivone auszusenden, um das fremde Schiff zu einer Erklärung zu zwingen. Wenig später stach, in Begleitung eines Kutters, die Schivone Unbesiegbare Talita in See und überquerte im Eiltempo die Bucht von Grangor. Unter der Küste von Ruthor sichtete man das fremde Schiff, einen Viermaster völlig ungewöhnlicher Bauart, das dort augenscheinlich vor Anker gegangen war.
Um die folgenden Ereignisse zu schildern, zitieren wir aus dem Bericht Kapitän Reto Sindahams, der den Kutter Seelöwin befehligte:
Die Unbesiegbare unter Schivonenkapitän Hakan Olbers hatte so gute Fahrt gemacht, dass wir kaum zu folgen vermochten und weit mehr als die befohlenen 500 Schritt zurück gefallen waren, als die fremden schwarzen Segel am Horizont erschienen. Ich schätze den Abstand auf mehr als 2.000 Schritt. Wir sahen jedenfalls die fremden Segel und fast gleichzeitig ein Flaggensignal von der Unbesiegbaren, das wir aber, wegen der großen Entfernung, nicht identifizieren konnten. Ich nahm an, dass es der Befehl zum Aufschließen war. Jedenfalls hieß ich den Maat an, unseren Kurs beizubehalten.
Während wir näher an die beiden Schiffe heransegelten, sahen wir die Unbesiegbare beidrehen. Ob Kapitän Olbers bei den Fremden längsseits gehen oder nur auf Schussweite heranfahren wollte, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich erinnere mich noch gut an den dichten schwarzen Qualm, der vom Heck der Fremden aufstieg und fragte mich, ob Olbers ihr wohl mit einer Lage Hylailer Feuer eingeheizt haben mochte.
Als nächstes erspähten wir kleine Flammenbündel, die von der Fremden zur Unbesiegbaren hinüber flogen, wo die Takelage sehr rasch an mehreren Stellen Feuer fing. Dann geschah etwas ganz Unglaubliches:
Aus dem Qualm, der inzwischen das gesamte Achterschiff des schwarzen Seglers umhüllte, löste sich ein entsetzliches Ungeheuer. Wie eine riesige, haarige Spinne stelzte es auf acht langen Beinen geradewegs über das Wasser auf die Unbesiegbare zu, und, ich schwöre bei Efferd, acht schenkeldicke Hörner ragten aus seinem Rücken, und wo immer es seine grässlichen Füße auf das Wasser setzte, blieben kleine tanzende Flämmchen zurück.
In Momenten hatte das Monster die Unbesiegbare erreicht und schwang sich über die Bordwand. Was dann geschah, konnten wir nicht sehen, da das Deck der Schivone bald von Rauch und herab fallendem Takelwerk völlig verhüllt war, aber wir hörten ein dämonisches Knistern und Gurgeln; auch die Entsetzensschreie der Seefahrer wehte der Wind heran.
Wieder erscholl dieses entsetzliche dumpfe Gurgeln, dann sank das Heck der Unbesiegbaren plötzlich tief ins Wasser ein. Ehe wir noch recht begriffen, was geschah, stand der Rumpf der Schivone senkrecht im Wasser, der Bugspriet ragte weit in den Himmel auf Und noch ein paar Wimpernschläge später war die Unbesiegbare verschwunden; spurlos – nicht eine Planke, nicht ein Mensch trieb auf den Wellen – und mitsamt jener Scheußlichkeit, wie wir dachten. Doch da schäumte das Wasser auf; und der gehörnte Rücken des Ungeheuers trieb wie eine Insel in den aufgewühlten Wogen. Es erhob sich nun nicht wieder über das Wasser, sondern schwamm mit seinen vielen rudernden Beinen zu dem schwarzen Schiff hinüber. Von dort erhob sich eben ein kleiner, langschwänziger Vogel in die Luft und nahm Kurs auf unsere Seelöwin.
Ich zögerte keinen Augenblick länger und befahl, abzudrehen, um das Weite zu suchen. Efferd will ich danken, dass ich noch unter den Lebenden weile und von dem schrecklichen Ereignis berichten kann!
Am Abend desselben Tages segelte das fremde Schiff geradewegs in den Hafen von Ruthor ein. Niemand konnte ihm das Eindringen verwehren, denn der Fischerhafen von Ruthor ist unbefestigt und verfügt über keine schützenden schweren Wurf- und Schleuderwaffen. Im Ruthorer Hafen angekommen, so wird berichtet, sprangen die fremden Seefahrer einfach über Bord und stürmten schwimmend und watend, Säbel und Entermesser schwingend an Land. Eine Schar unverzagter Ruthorer Bürger gab ein paar Bogen- und Armbrustschüsse auf die Angreifer ab, zog sich aber vor der schieren Übermacht bald in die Häuser zurück.
Am Strand angelangt, rotteten sich die Fremden zusammen.
Eine Trommel erklang, und ein Lied klang auf; das sich den Ruthorern für immer in die Seele brannte, denn die Schurken ließen nicht ab, jenes Lied zu singen, während all der schrecklichen Taten, die nun folgen sollten:
»Bist du kein Herr, so bist du Knecht
bist du zu schwach, so fließt dein Blut
wehre dich nicht, du stirbst zu recht.
Fahr zu Baron, er ist dir gut!«
Mit diesen Versen auf den Lippen zog die Schar der Unholde von Haus zu Haus.
Befehligt wurden sie von einer dürren, buckligen Schreckensgestalt, die sie mit ‘Meister Xeraan’ anredeten. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde erschlagen, und auch von denen, die sich ihnen ergaben, wurden viele niedergemacht. Was immer in den Häusern silbern und golden schimmerte, stopften die Fremden in große Säcke, die an ihren Gürteln hingen. Wann immer sie ein Kind fanden, das im Alter zwischen vier und vierzehn war, legten sie es in Fesseln und schleppten es mit. Mütter und Väter, die sich vor ihre Kinder stellten, fanden an diesem Abend einen schnellen Tod.
Nach weniger als zwei Stunden war der Spuk vorüber. Die Fremden bestiegen mit ihren weinenden Gefangenen allerlei Fischerboote, die sie im Hafen fanden, ruderten zu ihrem Schiff, lichteten den Anker und segelten in die Finsternis davon. Mehr als hundert Menschen starben in Ruthor in dieser Nacht, und fast einhundertfünfzig Kinder sind seitdem verschwunden.
Königin Amene hat den größten Teil ihrer Flotte auf die Suche nach dem fremden Schiff geschickt und eine Belohnung von 5.000 Dukaten auf die Ergreifung oder Tötung jenes Xeraan, der ein Magus sein soll, ausgesetzt, aber in den vier Wochen, die seit jenem verhängnisvollen Tag verstrichen sind, hat es kein Zeichen vom Magus, dem Schiff oder den Ruthorer Kindern gegeben.
Als erste Reaktion auf diese Meldung waren in Gareth, Punin und anderen sicheren Städten des Neuen Reiches Stimmen zu hören, die von einem Göttergericht sprachen. Die Zwölfe selbst hätten die anmaßende, selbst ernannte ‘Kaiserin’ auf dem Adlerthron durch die Ereignisse in der Grangorer Bucht bestrafen wollen.
Die Helden hatten bereits vor mehr als einer Woche die Originale der Tempelbuchführung des Tempels des 13. und des verschlüsselten Pergamentes an Baron Dexter Nemrod übergeben (Dariyon hatte sich sicherheitshalber Abschriften angefertigt). Ebenfalls die vergoldete Plastik eines liegenden Mannes und die 13 Vulkanglasdolche.
Die Ketzerischen Werke wollte Dariyon noch zumindest eine Weile verwahren, da er sie noch nicht vollständig nach weiteren Hinweisen durchsucht hatte.
Es gelang den Helden den verschlüsselten Text auf dem Uralten Pergament aus dem Tempel des Namenlosen auf Pailos zu entschlüsseln. Zudem entdeckten sie Auffälligkeiten in der Buchführung der Tempelfinanzen, große Zahlungen für eine “Mission Ekleipsis”, und die Beauftragung einer Entführung eines “Gwindor von Honingen” in Gareth.
Dieses uralte Schriftstück scheint ein Bruchteil eines längeren Textes zu sein von dem nur wenig erhalten ist. Aufgrund der verwendeten Materialien sowie der Schrift nach zu urteilen stammt es aus der Zeit der Güldenländischen Besiedlung, noch vor der Gründung des Bosparanischen Reiches. Dies war eine düstere Zeit der Geschichte Aventuriens in der dem Namenlosen in allen größeren Ansiedlungen Kultstätten errichtet wurden und seine Diener grauenvolle Blutopfer und mächtige Wunder wirkten.
Darob erschien uns leibhaftig der Erste der Götter und offenbarte sich uns, seinen obersten Dienern.
Er trug uns auf ein gewaltiges Dunkles Wunder, genannt Ekleipsis, für ihn zu vollbringen.
Ein großes Blutopfer wies er uns an durchzuführen um den Unbezwingbaren zu rufen.
Er ward der Sphärenspalter geheissen und dank einer heiligen Waffe die der Eine uns in seiner Weisheit gegeben hatte werde er uns dienen.
Praios’ Scheibe werde er vernichten auf dass sie sich nimmermehr über den Horizont erhebe und Dunkelheit herrsche, dem Ersten der Götter zum Wohlgefallen.
Der Inquisitionsgehilfe Praioglenn, welcher von Dexter Nemrod mit den Nachforschungen und der Archivarbeit bzgl. jener in den Tempelbüchern erwähnten “Mission Ekleipsis” beauftragt war, suchte Praiala in den Gemächern für Reisende Geweihte auf.
Er informierte Praiala darüber, daß man “Gwindor Praiosstolz Linneweber von Honingen”, der in den Tempelbüchern erwähnt wurde, hier in der Stadt des Lichts, kenne.
Gwindor von Honingen
Gwindor von Honingen ist der Sohn einer gutsituierte Kaufmannsfamilie aus Havena und diente bereits seit Kindesalter im Praiostempel von Havena. Er erwies sich als recht anstellig, den Zwölfen inbrünstig zugewandt und dazu als begnadeter Prediger, dem die Leute nicht nur ihre Ohren, sondern auch ihre Herzen öffnen. So wurde ihm nach seiner Weihe anempfohlen eine Weile durch das Land zu wandern um die Gläubigen allerorts an die großmächtige Gegenwart Praios zu gemahnen und Ungläubige dem rechten Glauben zuzuführen. Neun Jahren lang zog Gwindor durchs Land und predigte den rechten Glauben bis es ihn schließlich wieder zurück in seinen Heimattempel zog.
Seine Taten hätten gewißlich ausgereicht, ihm einen angesehenen Platz in der Geweihtenschar des Praiostempels zu Havena zu verschaffen, man sprach sogar von der Möglichkeit, ihm später einmal das Amt des Hochgeweihten anzutragen. Doch unglücklicherweise schlug Gwindor sich in einer Tempelintrige um das Amt des Tempelvorstehers auf die falsche Seite, und so fand er sich bald wieder auf der Straße, mit einem Empfehlungsschreiben an den Tempelvorsteher in Honingen, unter dessen Obhut er fürderhin gestellt wurde.
In Honingen wurde der Geweihte freundlich aufgenommen, doch man kann sich vorstellen, daß das Amt des zweiten Tempelvorstehers einen weitgereisten Geweihten wie Gwindor nicht auszufüllen vermochte. So verwandte Gwindor die Zeit, die ihm neben dem Tempeldienst blieb, für Studien auf der Suche nach Wegen, den Ruhm Praios’ zu mehren. Seine Aufmerksamkeit galt dabei von Anfang an dem großen Widersacher des Götterfürsten und seiner göttlichen Geschwister: Dem Namenlosen und vor allem seinen lästerlichen Anhängern hatte der Geweihte den Kampf angesagt. Er suchte voller Eifer nach einem Weg, dem verfluchten Gott und seinen Anbetern einen entscheidenden Schlag zu versetzen, dem goldenen Praios zum Triumphe. Doch gewisslich auch sich selbst zum Nutzen, denn eine solche Tat würde ihm Ruhm und Ansehen in der Kirche einbringen.
In seiner selbsternannten Mission stieß Gwindor auf ein uraltes Buch. Er fand es, sei es durch Zufall oder Fügung des Zwölfe, in den Habseligkeiten einer Hexe welche von den Brüdern vom Bannstrahl gerichtet worden war.
In dieser Schrift, verfasst von einem Unbekannten, fand Gwindor Beschreibungen wie man einstens, kaum ein Jahrhundert, nachdem die ersten Siedler ihren Fuß auf aventurischen Boden gesetzt hatten, sich in der Verehrung des Namenlosen erging. Die Aufzeichnungen sprachen von Kultstätten in allen größeren Ansiedlungen, von grauenvollen Blutopfern und mächtigen Wundern.
Das Buch erwähnte eine unheilige Waffe des Namenlosen, mit welcher seine Diener über die Macht verfügen würden, Praios’ Scheibe zu vernichten.
Gwindor erbat eine einstweilige Versetzung nach Gareth und forschte in der Halle der Heiligen Schriften der Stadt des Lichts und im Tempel der Hesinde zu Gareth nach all den Namen und Stätten, die der Verfasser des uralten Buches genannt hatte, aber nur wenige vermochte er wiederzufinden. Schließlich stieß er auf einen Text über eine Schleifung einer Kultstätte des Namenlosen durch eine Schar Al’Hani. Der Beschreibung nach suchten die Krieger nach einem Artefakt des Dreizehnten von fürchterlicher Macht denn die alhanische Zauberpriesterin und Königin Merishja hatte sie ausgesandt um jenes schreckliche Artefakt zu finden. Das unheilige Relikt des Dreizehnten, so hatte sie geweissagt, würde in den Händen der Anhänger des Namenlosen das Ende der Sonnenscheibe herbeiführen.
Doch die alhanischen Krieger waren siegreich und luden all die rituellen Gegenstände der Kultisten auf ihre Pferde. Auf ihrer Rückreise jedoch wurden sie angegriffen und alle bis auf ihren Anführer, Tuldroyan, ermordet. Jener überlebte als einziger schwer verwundet den Angriff und schleppte sich bis in ein kleines Dörfchen namens Dey-hani-hain wo er seinen Verletzungen erlag.
Im Tsa diesen Jahres fand Gwindor, bei den Nachforschungen über jenen Ort, Aufzeichnungen über einige Diener des “Bundes des Wahren Glaubens” welche in den Dunklen Zeiten, einer göttlichen Vision folgend, eine Betstätte in jenem Dey-hani-hain, tief im Reichsforst, anlegten.
Durch Vergleiche der Wegbeschreibungen in den Texten konnte Gwindor schließen, daß jenes Dey-hani-hain vermutlich ident wäre mit dem Dörfchen Deianishain in der Grafschaft Waldstein im Reichsforst.
Ohne zu zögern brach Gwindor sofort auf um den Ort aufzusuchen, alle Warnungen über marodierende Orkgruppen im Reichsforst in den Wind schlagend und ohne Waffenbeistand.
Ein Buch übergab der Inquisitionsgehilfe Praioglenn Praiala noch, denn dieses Buch hatte Gwindor in seiner Kammer in den Geweihtenquartieren bei seiner Abreise zurückgelassen. “Vielleicht hilft es weiter. Oder zumindest wird es den Rechtgläubigen eine Warnung sein.”
Vom Götzen ohne Namen
So war es denn, daß durch die Hinterlist und Verschlagenheit des verfluchten Gottes ein Riß entstand im wohlgefügten Lauf der Zeit und dort, wo eigentlich das neue Jahr beginnen sollte, ein Spalt aufklaffte, so tief und unergründlich, daß keines Sterblichen Auge den Grund zu sehen vermochte.
Und Angst und Schrecken herrschten auf Sumus Leib, und die Sterblichen zitterten und fürchteten sich, daß nimmermehr ein Neujahr sollt beginnen und daß der dunkle Spalt sie sollt verschlingen, auf daß sie gefangen sind im Bann der verfluchten Gottes.
Düster wars, kein Licht erhellte den Himmel, und Dämonenhorden zogen lachend über das Land. Da erhob sich ein Flehen und Klagen gen Himmel, schwach war die Stimme des einzelnen, doch zusammen waren sie von solcher Kraft, daß sie hinaufreichten zur Sphäre der Göttlichen hoch droben.
Da fiel das Bendwerk des Namenlosen in sich zusammen, die Zwölfe sahen klar, wie es stand. Schon eilten sie herbei in goldenem Gepränge, und Rondras Donner klang über das Land. Des Praios’ Zorn war ihm zugleich Schild und Klinge. Efferd, Ingerimm und Hesinde folgten ihm auf dem Fuße. Auch Boron sah man, Tsa, Peraine und Travia. Firun, Phex und Rahja eilten hinzu. Den Frevel des Namenlosen galt’s zu sühnen, groß war ihr Zorn, und groß war ihre Macht. Eine Ewigkeit wollt dauern wohl das Ringen. Fünf Tage warteten die Sterblichen in ihrer Angst. Blitze schlugen und Donner folgten. Fremdartiges Licht erhellte den dunklen Himmel, und ein Brausen gab’s, wie man’s nie zuvor gehört. Die Sterblichen aber ließen nicht nach zu beten, den Schutz der Zwölfe zu erflehen.
Und plötzlich war ein Leuchten gen Morgen, ein winz’ger Lichtstrahl brach von dort hervor, wurd’ stärker, breitete sich über das Land. Bald erglühte der Horizont im gold’nen Licht des neuen Tages. Ein Jubel erhob sich alsbald unter den Sterblichen, sie priesen ihre Götter, die nicht vergessen hatten ihre treuen Seelen.
Der Dunkle aber mußte nun entfliehen, in Schlaf zwangen ihn die göttlichen Geschwister.
Doch blieb der Sieg der Götter nicht ohne Träne, denn eines war gefügt für alle Zeit: Fünf Tage sollte es fürderhin geben, dem namenlosen Gott geweiht. In dieser Spanne erhebt er sich aus seinem Schlafe. Unheil zu bringen über Stadt und Land. Frei streifen dann die wilden Kreaturen und Angst und Schrecken suchen uns heim. Das ist die Zeit, in der die Götter sich neuerlich messen, auf daß erneut entschieden werde, wer herrschen soll auf Sumus schönem Leib. Eine ewige Schlacht ist’s, drum laßt uns beten, daß immerfort Triumph den Zwölfen ist. Viel Macht gehört dem Dunklen in diesen Zeiten. Sein Zorn gesammelt übers Jahr, er gibt ihm Kraft. Kein Sterblicher alleine kann ihm wehren, der Götter Hilfe bedarf’s, will er bestehen. Drum hüte dich, nun, da die Zeit gekommen ist: Der Namenlose ist auf Seelenfang. Nur eines, so höre, kann dich retten: Bleib auf dem Pfad der Zwölfe immerdar.
(Aus einer Lehrschrift des Praiostempels zu Greifenfurt, überliefert aus alten Quellen)
Drei Monate sind bereits verstrichen, rechnete Praiala, seit Gwindor’s Abreise.
Die Gruppe holte Informationen ein, auch im Hesindetempel, und konnte eine Wegbeschreibung nach Deianishain besorgen.
Der Weg nach Deianishain
Verlasst Gareth Richtung Angbar. Am Westende der Schloßpromenade durchquert ihr das Angbarer Tor.
Ihr folgt der Greifenstraße Richtung Westen bis ihr zum Greifentor kommt.
Hinter dem Tor führt die Reichsstraße III weiter nach Westen.
An der Randersburg vorbei erreicht ihr das Dorf Hornbach.
In Hornbach verlasst ihr die Reichsstraße und biegt auf den Weg nach Rallerquell ab.
Folgt dem Waldpfad entlang der Raller bis nach Rallerquell.
Im Dorf Rallerquell angekommen folgt dem Pfad nach Norden ins Schratental.
Der Pfad wird euch in nördlicher Richtung durch den Schratenwald und schließlich durch den Trollspalt ins Weyhental führen.
Steigt nun, selbigem Pfad weiter folgend, ins Weyhental hinab.
Bei der Weggabelung am Mammutbaum haltet euch zur rechten Hand, talwärts.
Nach etwa einer Wegstunde solltet ihr einen Köhlerhof erreichen.
Von dort folgt ihr dem Hohlweg nach Norden.
Der Hohlweg führt euch zum Grünwasser das ihr über die Holzbrücke überquert.
Bei der Weggabelung am verlassenen Baumdrachenhorst biegt ihr nach rechts ab.
Nach etwa einer halben Meile erreicht ihr das Dorf Deianishain.
Nach dem Verkauf einiger Besitztümer der Gruppe und dem Einkauf eines Pferdes für Xolame, und auch weiterer Heiltränke, machte sich die Gruppe auf den Weg, der zu Pferd bestreitbar sei und wohl fünf Tage dauern sollte.
Am Nachmittag erreichten die Helden die Randersburg, wie sich herausstellte das Jagdschlösschen Danos’ von Luring, Idras Vater.
Die Überraschten Bediensteten ließen die Tochter des Hausherren und ihre Begleiter verwundert ein, hatten sie doch nicht mit dem Eintreffen der Grafenfamilie gerechnet.
Hier ließen es sich die Helden ersteinmal bei einem warmen Bad, köstlichem Essen und Musik gutgehen.
Gegen Mittag zweigte die Gruppe nach einem Mittagessen in Hornbach von der Reichsstraße ab und reisten entlang der Raller nordwärts.
Hoch oben in einem Baum entdeckte Dariyon einen großen Uhu, der sich auch noch als magisch herausstellte und, als Dariyon zu ihm hinaufrief, schließlich das Weite suchte.
Noch vormittags erreichte die Gruppe das Dorf Rallerquell in dem aus einer Reihe kleiner Quellen ein köstliches, rostfarbenes, prickelndes Wasser entsprang. Offenbar kommen viele alte Männer und Frauen wegen des Heilwassers nach Rallerquell wo sie den Sommer in einer der drei (!) Herbergen des kleinen Dorfes verbringen, in den Steinbecken im Rallerquell baden und das heilkräftige Wasser trinken.
Alawin füllte das 20 Maß Wasserfaß der Gruppe mit dem Heilwasser.
Nach einer Rast und einem Mittagessen reisten die Helden schließlich weiter nach Norden in den Schratenwald in dem sie eine Kräutersammlerin trafen welche ihnen frische Heilkräuter anbot.
Je weiter sie in den Schratenwald eindrangen desto düsterer wurde er. Schließlich benötigten die Helden künstliche Lichtquellen um im Zwielicht zwischen den Baumriesen den Pfad nicht zu verlieren. Der Weg führte über eine Reihe von Holzbrücken und -stegen, die Wasserflächen überspannten.
Unter einer großen Trauerweide übernachteten die Helden schließlich.
Es begann es zu regnen und auf ihrem Weg durch den Schratenwald suchten die Helden abends Unterschlupf in einer Höhle. Als Dariyon eine “Welle der Reinigung” zauberte fanden die Helden heraus, daß die Höhle von Höhlenspinnen bewohnt war.
Der Kampf gegen die 8 Spann großen Spinnen stellte sich aufgrund der Dunkelheit der Höhle als schwieriger heraus als angenommen. Schlussendlich war der Gelehrte der Schwelle des Todes nahe, konnte aber dank eines Heiltrankes gerettet werden.
Die Gruppe erreichte nach einem Aufstieg einen gewaltigen Felsspalt, den Trollspalt, durch den der Pfad in das ebenfalls stark bewaldete Weyhental führte.
Durch das dichte Blätterdach fiel weiterhin kaum ein Licht so, daß die Helden die Tageszeit nicht einschätzen konnten.
Schließlich gabelte dich der Weg an einem gewaltigen Mammutbaum in dessen Rinde orkische Symbole geritzt waren, die die Gruppe als Wegweiser entziffern konnten.
Nach einer Weile erreichten sie auch den Köhlerhof, dessen Bewohner ermordet in der Blockhütte verrotteten. Die Helden namen Schaufeln aus dem Schuppen zur Hand und beerdigten die Köhlerfamilie bevor sie weiterreisten.
Sie folgten dem Hohlweg, überquerten das Grünwasser, passierten den verlassenen Baumdrachenhorst und erreichten das Dorf Deianishain.
Das Dorf war Menschenleer und eine Untersuchung der Häuser ließ vermuten, daß es überstützt verlassen worden war.
Bereits im Dorfeingang machten die Helden eine grausige Entdeckung:
Eine verkohlte Leiche lag, wie von einem Feuerstoß eines Drachen getroffen, am Boden. Die Haut schien durch große Hitze komplett verbrannt worden zu sein und das darunterliegende Fleisch war stellenweise bis auf die Knochen vom Feuer verzehrt.
Es muß ein grauenvoller Tod gewesen sein – die von Entsetzen verzerrte Miene des Mannes gab ein beredteres Zeugnis davon, als Worte es könnten.
Auf Praiala’s Bitte wurde ein Grab für den Toten ausgehoben und der Unbekannte beerdigt.
Bei dem Versuch im Dorf zu übernachten fanden die Helden keinen Schlaf, zu unheimlich war ihnen der Ort und die Bilder der entstellten Leiche welche sie nicht aus dem Kopf verbannen konnten.
Als Dariyon in der Nacht entschied den Ort auf Magie zu untersuchen entdeckten die Helden ein Licht das über dem frischen Grab schwebte.
Der Magier begann es magisch zu analysieren und kam zu dem Schluß, daß es wohl ein Feenwesen sei, am ehesten würde das Wort Lichtwichtel es beschreiben.
Kaum hatten die Helden ihre Scheu vor dem Licht, das ja genausogut ein Irrlicht sein könnte, verloren, da erschien ein weiteres, und das erste verschwand.
Den Lichtern folgend wanderten die Helden, ihre Pferde am Zügel führend, durch den dichten Forst.
Schlußendlich führten die Lichter sie auf eine große Lichtung auf deren Mitte sie eine runde Tisch-ähnliche Platte aus Granit fanden.
Xolame entdeckte unter den Flechten, die den Stein überzogen, unbekannte Glyphen.
Dariyon untersuchte den Ort auf Magie und war bestürzt über die starke Aura nicht nur des Steins sondern des ganzen Ortes.
Alawin beobachtete die Umgebung und bemerkte die übernatürlich schnelle Bewegung der Gestirne sowie die um sie schwebenden Tautropfen, welche aus dem Gras heraus aufgestiegen waren.
“Arkanoglyphen” murmelte der Magier während er mittels Hellsicht die arkanen Muster zu verstehen versuchte.
“…eine speist den Stein aus der Kraft des Ortes…”
“…die andere bewahrt die Matrix für die Ewigkeit…”
“…und die zentrale Glyphe…”
“…ihrer Kernmatrix entspringt eine Temporalkomponente…”
“…was, wo?”, entfuhr es dem Magus als jegliche Zauberkraft des Steins und der ganzen Lichtung plötzlich von einen Liedschlag auf den anderen verschwand.
Im selben Augenblick bemerkten die Helden wie die Bewegung der Gestirne erstarb und der schwebende Morgentau zu Boden fiel.
Verwirrt versuchten die Helden zu verstehen was geschehen war. Da es immer noch Nacht was schlugen sie schlussendlich die Zelte auf und warteten auf den Morgen.
Bei Sonnenaufgang entschieden die Helden den Weg zurück nach Deianishain zu suchen.
Während des Rückwegs wurden sie mitten im Dickicht von sieben schwer bewaffneten muskulösen Orkkriegern aufgehalten. Die Schwarzpelze hatten sich versteckt gehalten bis die Helden ihnen direkt in die Falle liefen.
Keiner der Helden zog seine Waffen denn niemand wollte die Orks herausfordern und als Alawin den Anführer in gebrochenem Orkisch ansprach stellte dieser sich als Yakkrak Drachenschlächter vor.
Nach einer kurzen Unterhaltung die sich ob der geringen Kenntnisse der Helden in der orkischen Sprache schwierig gestaltete, fand die Gruppe heraus, daß die Orks scheinbar in Deianishain lebten. Noch dazu wüssten sie nichts von einem toten Menschen und glaubten die Geschichte von dem verlassenen Dorf nicht.
Schlußendlich forderte Yakkrak die Helden auf sie zum Dorf zu begleiten.
Als die Gruppe dort ankam, sahen sie im Dorf wohl zwei Dutzend Orkkrieger und vielleicht ebensoviele Menschenfrauen.
Die Helden standen verdutzt da und so kam eine Menschenfrau neben Yakkrak, stieß den Muskelprotz von der Seite an und fragte auf Garethi: “Was ist los Yakkrak? Wer sind diese Leute?”
Dieser antwortete in perfektem Garethi: “Keine Ahnung, die reden irgendwas von einem toten Mann und, daß das Dorf verlassen sei.”
Noch baff darüber, daß der Ork Garethi spach und obendrein, daß ein Ork es erlaubte, daß eine Frau sich ihm gegenüber so verhielt, begannen die Helden schließlich sich mit der Frau zu unterhalten. Sie stellte sich als Yakkrak’s Frau Phejanka vor.
Vor beinahe zwei Jahren waren die Männer des Dorfes von einem Ritter der Grafschaft Waldstein zum Kampf gegen die Orks weggeholt worden.
Später erfuhren die Frauen, daß diese in der Schlacht gestorben seien.
Im letzten Winter trafen dann die Orks ein, welche sich ihnen gegenüber gut benahmen und da die Frauen Angst hatten, ließen sie die Orks gewähren. Schließlich erkannten sie, daß die Schwarzpelze, welche des Garethi mächtig waren, keine bösen Herzen hatten und nur ein friedliches Leben suchten.
Yakkrak erklärte, daß er und sein Halbbanner von Orkkriegern die Okwach, die Stammeselite, eines Stammes von Korogai, waren.
Sie waren dem Ruf des Ashim Riak Assai gefolgt, den sie den “falschen” Aikar Brazoragh nennen. In der Schlacht vor der großen Menschenstadt unter dem Schwarzen Marshall, Sadrak Whassoi, hätten sie so viel Blut und Tod gesehen und so viele Stammesbrüder verloren, daß sie nach der Niederlage, und ihrer Flucht in den Reichsforst, beschlossen hatten zu desertieren.
In ihren Augen wäre Ashim Riak Assai gewiss nicht der Aikar Brazoragh, sonst hätten die Orks schließlich gewonnen. Stattdessen habe er nur Leid über die Orks gebracht.
Yakkrak und seine Männer schlugen sich also querfeldein durch den Reichsforst und kamen schließlich nach Deianishain.
Die Korogai, erklärte er, seien begabte Handwerker, es läge ihnen im Blut. Und als sie das Dorf erblickten, entschieden sie zu bleiben.
Tatsächlich reparierten sie einige Wirschaftsgebäude wie auch die Wassermühle, gingen auf die Jagd und kümmerten sich um das Weidevieh.
Als die Menschenfrauen ihre Scheu verloren entstand ein gemeinsames Leben, welches, im Gegensatz zum Kastenwesen der Orkischen Gesellschaft, mehr dem menschlichen Verständnis eines Zusammenlebens mit Respekt glich.
Schließlich erfragten die Helden welcher Tag es denn sei und erfuhren, daß die Dorfleute der Meinung seien es wäre gegen Ende des Monats Peraine im Jahre 20 Hal.
Verwundert und besorgt fragten sie nach Gwindor von Honingen worauf die Dorfleute sie zu einer Ruine in den Wäldern hinter dem Dorf verwiesen.
Dort fanden sie einige Schutthaufen und einen freigelegten steinernen Gang in dem Kienspähne brannten.
die Helden betraten den unterirdischen Gang und gelangten zu einer runden Halle mit 12 Durchgängen in weitere Kammern in denen zusammengestürzt Steinstatuen in Trümmern lagen.
Von den Fußschritten der Helden alarmiert kam ihnen ein Mann in einfacher Reisekleidung entgegen dessen Gesicht dem verkohlten Leichtnam ähnlich sah.
Wie sich herausstellt ist er der Gesuchte, Gwindor von Honingen.