Versuchung und Schrecken in der Abtei

Nachdem sich die Helden auf das Gästezimmer zurückgezogen haben, lauschen sie erst einmal – ungefähr alle viertel Stunde scheint jemand durch die Gänge zu gehen und zu patroullieren.

Es ist wohl kurz nach Mitternacht, als die Helden leise das Gästezimmer verlassen und nebenan an Azarils Türe klopfen.

Erst möchte die junge Elfe nicht mit ihnen sprechen, als sie den gemeinsamen Bekannten, der in der Nähe im Turm wohnt, erwähnen, lässt sie die Helden jedoch in ihr Zimmer.

Azaril zaubert einen Silentium auf die Türe und so können sie sich ungestört unterhalten. Die Elfe berichtet, dass sie seit einigen Wochen hier ist. Ihr Auftrag war, die Abtei erst einmal zu finden und sie wurde von Vestor hierher gebracht.
Sie hofft auch in Kürze soweit zu sein, dass sie das Ritual durchlaufen kann mit dem sie Borbaradianische Magie erlernen wird. Azaril ist der Ansicht, dass es sich bei dem Ritual nur um ein Gedankenexperiment handelt und nichts dahinter sei. Daher hat sie Rohezal auch eine Weile nicht berichtet, da es noch nichts Neues gab.
Sie hat erfahren, dass die Mitglieder des Zirkels bei diesem Ritual ihre Seele für die Borbarads in eine Waagschale werfen. Wenn einst genug Anhänger ihre Seele angeboten haben, wird Boron Borbarad zurückkehren lassen und diejenigen die ihre Seele verpfändet haben, werden nach ihrem Tode zu Dienern des Totengottes. Sie selbst glaubt nicht an diese Geschichte. Daher hat sie keine Skrupel an dem Ritual teilzunehmen, wenn es erforderlich ist, um ein anerkanntes Mitglied zu werden.
Sie erzählt zudem alles was sie über die Geschichte der anderen Bewohner der Abtei weiß. In den letzten Wochen ist sie unter anderem in Vestors Arbeitszimmer eingebrochen und hat dort dessen Unterlagen durchsucht. Dabei fand sie heraus, dass die Gelder mit denen der Zirkel unterhalten wird von verschiedenen einflussreichen Personen kommen. Einer davon ist ein berüchtigter Schwarzmagier namens Xeraan. Die Helden erinnern sich mit ihm in der Amazonenburg Kurkum aneinander geraten zu sein.
Die Helden verabschieden sich und kehren wieder ins Gästezimmer zurück.

FIR
13
1014 BF
Versuchung und Schrecken in der Abtei
Abtei der Borbaradianer, Ambossgebirge, Mittelreich

Am Morgen werden die Helden von den Geräuschen des sich öffnenden großen Tores aufgeweckt. Sie kleiden sich rasch an und gehen in den Speiseraum hinunter, wo sie freundlich begrüßt werden. Die Mitglieder des Zirkels scheinen schon gefrühstückt zu haben, denn die Küchenmägde haben bereits damit begonnen den Tisch abzuräumen. Die Helden setzen sich und frühstücken.
Praiala sieht dabei an den Wänden des Speisesaales eine Reihe von Portraits von Schwarzmagiern aus der Zeit Borbarads. Besonders eines der Bilder erschreckt Praiala denn es zeigt die Fratze eines sechsgehörnten Dämonen auf der sich allerlei Ungeziefer tummelt. Als Praiala dann auch noch das Gefühl hat die wimmelnden Insekten würden sich bewegen, immer dann wenn sie das Bild nur aus dem Augenwinkel betrachtet, verdirbt es ihr schließlich den Appetit.

Nach dem Frühstück suchen die Helden die Bibliothek auf, wo sie Thorn hören, der Jago und Clavide gerade von der Philosophie Borbarads erzählt.
Auch wenn Praiala dabei die Haare zu Berge stehen, notiert sie sich von der Rede Thorns so viel sie kann und gibt die eifrige Schülerin.
Tejeran widmet sich unterdessen geschichtlichen Werken über das Leben Borbarads sowie dessen Testaments.

Dariyon und Xolame erreichen die Abtei zu Fuss und werden, als Gefährten der Neuankömmlinge die von einem Felssturz von ihren Freunden getrennt wurden, ebenfalls aufgenommen.

Nachmittags sehen die Helden sich in der Abtei weiter um und beobachten wie die Borbaradianer ihre Zaubersprüche üben.
Alawin überrascht im östlichen Eckturm ein Dienerpärchen beim Tete-à-tete. Er verspricht den beiden Bediensteten Stillschweigen zu bewahren und freundet sich mit ihnen an. Dabei erfährt er, dass die Bediensteten in der letzten Woche immer wieder Schreie aus dem Verlies gehört haben in das die Borbaradianer die junge Elfe geworfen hatten. Was diese sich zu Schulden kommen hat lassen wissen sie jedoch nicht. Das Verlies, so erfährt der Krieger, befindet sich im Keller dieses Turmes und ist nur durch eine Falltür zu erreichen.

Alawin steigt in das Verlies hinab und finden dort zwischen dem Stroh eine mit Blut geschriebene Botschaft: “… entdeckt. … mit Schrecken … ermorden, oder ich … mehr sein, was … früher … war. Leb … Rohez … treuer …”

Jetzt erinnert er sich, dass Bolzek davon berichtet hatte, dass Azaril die Magie Borbarads beherrscht, diese jedoch letzte Nacht behauptete das Ritual erst durchlaufen zu wollen um herauszufinden mit welchem Geheimnis die Zirkelmitglieder die Blutmagie ihres Meisters übertragen bekommen. Nun ist ihm bewusst, dass die Helden vielleicht einen Fehler gemacht haben als sie sich Azaril zu erkennen gegeben haben.

Alawin sucht die anderen Helden auf und berichtet ihnen leise von seinem Fund. Tejeran, der gerade in Borbarads Testament eine Anleitung zum Bau eines Seelengötzens zum Seelentausch mit Boron gefunden hat, berichtet von vergessenen Liturgien des Totengottes die im Codex Corvinus beschrieben stehen mit denen es seinen Dienern möglich war mit den Toten in Borons Hallen zu reden und sie sogar für Dienste zurückzurufen. Was wenn der Seelentausch tatsächlich möglich ist?

Beim köstlichen Abendessen zu dem auch erlesene Weine gereicht werden sind die Helden ungewöhnlich still, und wohnen danach der Abendandacht bei. Azaril scheint völlig ruhig und gelassen ihre Rolle zu spielen.

Tejeran begibt sich währenddessen auf das Zimmer der Helden und verwandelt sich in eine Katze. In dieser Gestalt streunt er durch die Abtei und findet unter dem westlichen Eckturm eine magisch verschlossene Tür. Er unterbricht seinen Verwandlungszauber kurzzeitig, öffnet das Schloss mit einem FORAMEN und entdeckt hinter der Tür ein Alchemielabor. Nach einer kurzen Untersuchung nimmt er zwei Fläschchen aus dem Regal. Das eine ist mit dem Wort ‘Zaubertrank’ beschriftet, das andere mit ‘Waffenbalsam’. Schnell verbirgt er die beiden Elixiere neben dem frei zugänglichen Brunnen und nimmt wieder die Gestalt der Katze an.
Vom Hof aus erreicht Tejeran über eine Stiege die Kellergewölbe der Abtei und findet dort ein großes Tor das mit einem schweren Balken gesichert ist. Daneben führen, hinter einem eisernen Gitter, ein paar Treppenstufen zu einer massiven, glatten Steinwand. Adern aus dem magischen Metall Arkanium ziehen sich durch den Fels in den das Bild einer stilisierten, siebenstrahligen Dämonenkrone eingearbeitet ist.

Nachdem die Borbaradianer sich zur Nachtruhe zurückgezogen haben begeben sich die Helden auf die Suche. Zuerst brechen sie in die Schreibstube des abwesenden Zirkelleiters Vestor ein. Da sie kein Licht enzünden wollen und aufgrund der Vielzahl an Briefen, Berichten, Buchführung und privaten Aufzeichnungen finden die Helden jedoch nichts Brauchbares außer etwas Kleingeld. Idra lässt einen teuren Rubin in ihrer Tasche verschwinden, Tejeran ermahnt sie zwar, sieht aber schlussendlich auch keinen Grund das Kleinod nicht mitzunehmen.

Als die Helden zu ihrem Zimmer zurückschleichen begegnen sie der Elfe Azaril. Diese erzählt den Helden, dass sie aus einem der älteren Zirkelmitglieder herauskitzeln konnte wie das Ritual abläuft. Sie erklärt den Helden, dass sie mit ihnen zu einem geheimen Kultraum in den Gewölben gehen will. Dort gäbe es jenen Seelengötzen und wenn alle Helden ihre Hand auf ihn legen würden, die Worte “Für Borbarad” sagen würden, dann könnten sie ihn zerstören.
Während die Elfe mit ihrem Vorschlag zum Ende kommt stellt sich Tejeran heimlich hinter sie und zaubert ohne Spruchkomponente einen PARALYSIS.
Es gelingt ihm Azaril zu versteinern und so sperren die Helden die Elfe, verzaubert und gefesselt, in ihr Zimmer. Danach machen die Helden sich auf den Weg in die Gewölbe.

Idra gelingt es das Schloss der Gittertür vor der Felswand mit der Dämonenkrone zu knacken und die Helden untersuchen die Steinwand. Jedoch finden sie auch mit Laternenlicht und Tejerans Ewiger Flamme keinen Mechanismus sie zu bewegen.
Alawin erinnert sich schließlich an die Sphärentunnel des Liscom von Fasar in der Wüste Gor. Er legt die Hand auf die Felswand und spricht “Für Borbarad”. Plötzlich fühlt er wie der Fels weich wird wie Wachs und er kann in ihn eintauchen, sich durch ihn hindurchdrücken. Die wachsweiche Felswand scheint etwa einen Spann dick zu sein und dahinter scheint sich auch Luft zu befinden. Der Krieger zieht die Hand mit der Laterne herein und bleuchtet den Raum der ein Beschwörungsraum zu sein scheint. Ein Pentagramm und ein Heptagramm sind in den Boden eingelassen und allerlei Ritualgegenstände, Paraphernalia und magische Gerätschaften stehen herum. Die Wände sind mit einer Pechschwarzen Farbe bemalt und Alawin spührt wie er kaum noch Luft bekommt. Die Luft selbst scheint zäh wie Honig zu werden und bevor er erstickt drückt er sich durch die weiche Steinwand wieder zurück zu den anderen Helden.
Nachdem er Tejeran berichtet hat was er gesehen und gespührt hat zaubert dieser einen OBJECTOVOCO und befragt die flüssige Felswand, die den Eingang darstellt. Dabei findet er heraus, dass die Personen die durch sie hindurchtreten, immer vorher ihre Kerzen, Kienspähne, Fackeln, Laternen, und anderen offenen Feuer löschen.
Der maraskanische Magier testet seine Theorie und tritt ohne Leichtquelle hindurch. In der Dunkelheit des Beschwörungsraumes zaubert er einen FLIM FLAM und als sich auch nach einiger Zeit des Wartens nichts besonderes tut steckt er die Hand durch die flüssige Wand und holt Alawin zu sich. Gemeinsam sehen sie sich den Raum genauer an und entdecken ein großes Relief an der Wand hinter dem Heptagramm das einen geflügelten Drachen zeigt. Da sie es nur durch den Beschwörungskreis erreichen können steigt Tejeran schließlich zögerlich hinein um zu dem Relief zu gelangen. Als er dies tut erlischt kurz sein magisches Licht und erreicht danach nur noch die Helligkeit einer Kerze. Im Zwielicht vor ihm, in der Mitte des Heptagramms erkennt der Zauberer eine gehörnte Gestalt.
Das Haupt der würdevollen, menschenähnlichen Erscheinung ist haarlos und seine Haut silbrig schillernd und opalisierend wie das perlmuttene Innere einer Auster. Seine Ohren sind groß und spitz wie die eines Elfen. Zwei große Hörner wachsen aus seiner Stirn. Gehüllt ist er in eine Robe des Magus aus teurem Brokat, dem Codex Albyricus wohl entsprechend, die Gediegenheit und Würde vermittelt. Als Symbol seiner Macht trägt die dämonische Wesenheit einen Stab. Er ähnelt von der Größe und Länge einem Magierstab, ist aber anders als diese aus einem Metall, glänzend wie göttliches Titanium, und erinnert von seiner Form her an nichts so sehr wie das Rückgrat eines großen Geschöpfes; eines Drachen. Doch wo sich der Stab am ‘Kopfende’ gabelt, da schwebt ein gleißender Stein.

“Bist du gekommen um die Gabe der Zauberei Borbarads zu erhalten?”, fragt der Dämon den Zauberer.
Dieser bejaht und so öffnet der Dämon das Relief hinter sich wie eine Tür, hinter der eine Treppe in die Finsternis führt. “Dann folge mir.”
Gemeinsam steigen sie die Treppe hinab und erreichen eine tiefere, unterirdische Halle. Eine Säulenreihe trennt einen umlaufenden Gang vom Inneren der Halle. Dort erkennt Tejeran eine mit Wasser gefüllte, steinerne Schale auf einem Postament. Darin liegt ein leuchtender Stein, dessen Licht die gewölbte Decke beleuchtet. Auf der anderen Seite der Halle befindet sich ein übermannsgroßes, gläsernes Standbild einer gehörnten Wesenheit. Das Innere der Glasfigur flimmert als sei sie mit heißer Luft gefüllt.
Als der Magier dies sieht holt er mit dem Magierstab aus um den Glasgötzen zu zerschlagen. Der Dämon, der ihn begleitet hat, wehrt den Schlag jedoch mit seinem Stab ab. Als die Stäbe sich treffen durchzuckt Tejeran ein niederhöllischer Schmerz der ihn zu Boden wirft.
“Wage es nicht!”, donnert der Dämon.
“Ich habe es mir anders überlegt”, antwortet der Zauberer.
“Willst du etwa mehr?”
Der maraskanische Magier schweigt.
“Borbarad verfügte über geheimes Wissen, dass der Magierzunft über die Jahrhunderte verloren ging. Sieh meinen Stab. Nur eine kleine Geste genügte und ein Zauber den ich darin gebunden hatte löste sich aus und traf dich. Ich kann dir das Wissen geben Stabzauber in deinen Magierstab zu binden die viel mächtiger sind als jene die die Magier an den Akademien lehren.”
Tejeran lehnt das Angebot ab und steigt die Treppen zurück hinauf in den Beschwörungsraum. Dort trifft er auf Alawin, der verwirrt wirkt. Er scheint sich an die letzten Minuten nicht erinnern zu können.