Game Thread (IC)

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Idrasmine
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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Mon Jan 21, 2019 10:54 am

Mit ihren kleinen sanften Händen bereitet sie sie vor. Praiala sieht zu, wie sie ihr mit ihren Puppenfingern die verschmutzten Überreste der Unterwäsche aufschneidet und abzieht.
Sie redet ihr gut zu, dennoch zuckt sie zusammen, als sie sich ihr mit ihrer großen uralten Schere nähert. Ihre Fingerspitzen sehen rau und ledern aus, genau wie ihr Gesicht, aber sie berührt sie ganz sanft und vorsichtig, als sie ihre geschwollene Nase und ihr Gesicht wäscht und ihren blutverkrusteten Haarschopf abtupft.
Sie füttert sie mit Hingabe und schiebt den Holzlöffel mit dem warmen braunen Eintopf vorsichtig zwischen ihre Lippen. Dann hält sie ihren Hinterkopf fest und lässt sie schmatzen und schlabbern, während sie versucht, das Wurzelgemüse zu kauen und herunterzuschlucken. Auf die Schnittwunden in ihrem Gesicht und unter ihrem Haar schmiert sie eine schwarze Paste, die nach Regen und Moos riecht.
Ihre Augen sind wie zwei schwarz schimmernde Feuersteine, die sie aus den Tiefen ihres unglaublich verrunzelten Gesichts anblicken. Sie scheinen die ganze Zeit zu lächeln, während sie sich an ihrem geschundenen Körper zu schaffen macht, der an das stinkende Kastenbett gefesselt ist. Es ist durchaus ein warmes Lächeln. Es ist ehrlich, jedenfalls kommt es ihr so vor. Vielleicht hegt sie für sie nicht mehr Sympathie als für ihr Lieblingshuhn oder ein Lämmchen oder Ferkel, aber immerhin nimmt sie sie als ein lebendiges Wesen wahr und bringt ihr ein wenig Mitleid entgegen. Sie ist wichtig, sie hat einen Wert, aber letztlich natürlich nur, um den Bluthunger einer viel älteren Kreatur zu stillen.
Möglicherweise denkt sie an die guten alten Zeiten, während sie ihren Körper säubert, als handle es sich um eine Leiche aus ihrer Familie. Vielleicht haben früher ja andere alte Frauen mit ihren sanften Händen so wie sie die Leichen ihrer Angehörigen gewaschen und angekleidet. Sie lebt mit den Toten. Gut möglich, dass sie ihr Handwerk von den noch immer nicht ganz toten, zu staubigen Pergamentpuppen vertrockneten Vorfahren oben im Turm gelernt hat. Es kann auch sein, dass sie schon andere Unglücksraben vorbereitet hat, um sie dann diesem mächtigen unnatürlichen Monstrum zu opfern, das in diesem schwarzen Wald haust. Ja, zu opfern.
Sie beginnt, hastig zu atmen. Nun erinnert sie sich an den Dachboden in der Hütte im Wald, und mit der Erinnerung steht auch wieder das Bild dieses länglichen, feuchtschwarzen Gesichts mit der nass glänzenden rosa Schnauze vor ihren Augen. Sie sieht wieder diese abgenutzten, aber kräftigen Hörner mit den Ausmaßen von Schwertern vor sich. Wie lange lässt einen dieses Ding dort draußen in der feucht triefenden Dunkelheit am Leben? "Oh Gott! Bitte Herr Praios, Fürst der Zwölfe! Bitte lass nicht zu dass die Finsternis mich verschlingt. Lass meine Seele sicher in Borons Hallen gelangen", stößt sie hervor und versucht sich aufzusetzen.
Sie tritt näher, hält sie fest und streicht ihr über die Stirn wie einem Kind, das einen Alptraum gehabt hat.
Praiala schluckt den Panikanfall hinunter. Sie ist froh, dass sie sie berührt und mit sanften Worten tröstet, auch wenn sie sie nicht verstehen kann. Ihr kleiner Körper unter dem schwarzen Kleid, das bis zu ihrem faltigen Hals reicht, ist kräftig und hart. Dennoch ist sie froh, sich an ihr ausweinen zu können.
Die Knochen von Menschen und Tieren, die Skelette in vergessenen Kultstätten, all das, was sie in der Brache gesehen hat, verbindet sie nun mit ihr. Sie ist lebendig und voller Lebenskraft hergekommen, aber nun wird sie sich ihrem Schicksal ergeben. Es gibt keinen anderen Ort mehr auf dieser Welt, zu dem sie gehört. Das ist vorbei.
In diesem Wald, in dem uralte Steine stehen, deren Runenbotschaften niemand mehr entschlüsseln kann, in dieser abgeschlossenen lichtlosen Welt verfolgt irgendein Ding seine ganz eigenen Ziele, die zu alt sind, als dass irgendein Mensch sich an ihren Ursprung oder Sinn erinnern könnte. Sie hat es gespürt, sie hat versucht, zu entkommen, aber die alten Mächte haben sie überwältigt. Und allein schon der Gedanke an dieses Ding lässt ihr den Atem stocken und das Blut in den Adern gerinnen.
"O Gott, o Gott."
Die alte Frau lächelt. Sie scheint genau zu wissen, was Praiala beschäftigt und welches schreckliche Ereignis sie sich ausmalt, während sie mit ihrem malträtierten Körper hilflos daliegt und ihr gemartertes Hirn sich immer wieder die erlittenen und noch kommenden Folterqualen vor Augen führt, hier auf diesem uralten schmuddeligen Bett aus Fellen und stinkendem Heu.
Der furchtbare Fluch, der auf diesem Ort liegt, verlangt eine Erneuerung der alten Riten. Weil hier noch immer vorzeitliche Mächte existieren. Hier. Mächte, die Namen tragen, die ihnen zu Anbeginn der Zeit gegeben wurden, und die zurückkommen, wenn man sie damit ruft. Und heute Nacht wird dieses Ding extra für sie gerufen werden. Ihr Leben in Gareth, der großen Kaiserstadt, ja die ganze Zivilisation, bedeutet hier überhaupt nichts. Rein gar nichts. So liegen die Dinge nun also für sie.
Eine ruhige Stimme meldet sich in ihrem Kopf zu Wort und ermahnt sie, nicht an das zu denken, was sie verloren hat, denn das wird es für sie nur noch schlimmer machen.
Dies hier ist die Dämonenbrache, hier gehen ständig Menschen verloren. Sie sterben zu Ehren von Kräften, die lange Zeit hier geschlafen haben, scheinbar für immer zur Ruhe gekommen sind. Aber nun sind diese Mächte wieder an die Oberfläche getreten, denn ihr ewiger Schlaf ist durch uralte Rituale und neu erbrachte Blutopfer gestört worden. Sie haben dieses Ding aufgeweckt. Und es hat ihre Gefährten abgeschlachtet und sich an der wilden Jagd erfreut. Aber jetzt fordert es seinen Tribut, es will etwas geopfert bekommen, etwas, das noch lebt und sich in Todesangst windet, während es ihm gefesselt dargeboten wird. Einst wurde es gefüttert von der mumifizierten Gemeinschaft, die oben im Turmzimmer versammelt ist, und nun will es erneut verehrt und beschenkt werden.
Praiala schnappt nach Luft. Sie wird von Panik erfasst, kalter Schweiß bricht ihr aus. Sie friert. Die alte Frau gibt beruhigende Laute von sich. Sie umarmt sie, drückt sie an sich.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Feb 19, 2019 9:11 am

Sie ist ihr kleines Lämmchen.
Sie lächelt. Die Geweihte lächelt mit bittenden Augen zurück. Sogar wenn sie sie mit diesem schmierigen alten Kissen ersticken würde, wäre es eine Gnade im Vergleich zu dem, was bald aus der Tiefer der Dämonenbrache kommen wird, um sie zu holen.
Die alte Frau lässt sich nicht beirren. Sie ist Teil einer unendlich langen Tradition. Sie ist schon immer hier gewesen. Sie hat sich um das gekümmert, was gegeben und genommen werden musste, um das, was in diesem steinalten dämonischen Wald seit Urzeiten existiert.
"O Praios, bitte nicht, bitte nicht."
Sie denkt an die bräunlichen Knochen in der Krypta des verfallenen Schreins und weiß: Es gibt kein Entkommen. Irgendein Kuhhandel ist nicht möglich. Die Tatsache, dass dieser Wald schon so unglaublich alt ist, von den Kräften der Niederhöllen geknechtet und alles in ihm so völlig mitleidlos ist, wirkt erdrückend und vernichtend auf sie, wie sie so hilflos daliegt in ihrem kleinen Bett. Wenn sie doch nur auf der Stelle vergehen könnte, schon allein, damit sie sich das ganze Ausmaß des Grauens nicht ständig vor Augen führen muss.
"Bitte, ich möchte jetzt sterben."
Immer wieder rasen ihre Gedanken auf der Suche nach einer Möglichkeit die Pläne der Jugendlichen zu durchkreuzen panisch im Kreis.
Vielleicht ist dieses Ding ja auch nur so etwas Ähnliches wie eine seltene Pflanze oder ein fast ausgestorbenes Tier, das niemand je erforscht oder gefunden hat. Es ist nur denen bekannt, die es verstehen.
"Du bist ihnen doch völlig egal. Sie benutzen dich nur." Sie schaut in die kleinen schwarzen Augen der alten Frau. "Und sie werden auch dich vernichten. Das weißt du doch, nicht wahr?"
Die Mitglieder von "Baal Argrimm" sind nichts weiter als dumme Barbaren. Sie sind ungeduldig, rücksichtslos und wütend. Außenseiter, die den Zwölfgöttern ins Gesicht spucken wollen, die alles ablehnen, die Praiosheilige Weltordnung, die Gesellschaft, die Moral und alles andere, das sie an den Rand gedrängt oder ausgeschlossen hat oder sie einfach nur langweilt. Sie sind hier genauso unwillkommen wie sie. Praiala beobachtet ihr Gesicht ganz genau als sie den Namen ausspricht. Die alte Frau hat eindeutig keine Angst vor ihnen. Sie toleriert sie hier nur, da ist sie sich ziemlich sicher. Diese Einsicht nährt die irrwitzige Hoffnung, dass es ihr vielleicht doch irgendwie gelingen könnte, diese jungen Leute ihrem natürlichen und selbstzerstörerischen Schicksal zuzuführen. "Lass uns Schluss machen mit ihnen. Wir beide. Ich schwöre, ich befreie dich von ihnen. Lass mich gehen und ich kümmere mich um sie." Sie sieht sie an und deutet dann mit dem Kopf zur Decke.
Die Alte versucht, sie zu beruhigen, und streicht ihr besänftigend über den Kopf.
Praiala spricht weiter leise auf sie ein: Trotz des unglaublichen Alters dieser Kreatur, die hier tief in der dämonisch verseuchten Wildnis auf unnatürliche Weise überlebt hat, wo nur der Mond und die Sonne und die wenigen, die es im Augenblick des Todes erblickten, Zeugen ihrer jahrhundertealten Existenz sind, wird nichts von dem geschehen, was Baar sich erträumt. Weder das Ende aller Tage wird kommen, noch ein neues Zeitalter anbrechen. Auch wenn sie dieses Ding als einen Gott ansehen, wird es kein besonders einflussreicher Gott. Und das bedeutete, dass ihr Opfertod völlig sinnlos wäre.
Aber das ist ihr Leben womöglich ohnehin. Obwohl es besonders wehtut sich vorzustellen, dass sie nur das Opfer der unausgegorenen Fantasien einer Bande asozialer Jugendlicher sein würde.
Und dann starrt sie wieder hinauf zur Decke und hat das Gefühl, sich mit einem Mal von ihrem Körper zu lösen. Trotz ihrer wachsenden Ehrfurcht und dem immer tieferen Verständnis für das Geheimnisvolle und Schreckliche, das hier um sie herum existiert, fühlt sie eine heilige, unantastbare Überzeugung, dass dies alles nicht in die Welt hineingehört. Das Außergewöhnlichste daran ist, dass es so unglaublich lange überdauert hat. Aber diese schreckliche Herrschaft ist längst vorbei, es gehört gewissermaßen zu einer aussterbenden Spezies. Es handelt sich höchstens um eine völlig vereinsamte Göttin, oder eher Dämonin, an die sich so gut wie niemand mehr erinnert. Eine Göttin, die mit dem Ende der Dunklen Zeiten von einem von Helden geformten Bündnis aus Kirchen und Reich in seine Schranken verwiesen wurde, deren Götzendienste längst der Vergangenheit angehören und die nur noch von falschen Propheten und selbst ernannten Priestern angebetet wird.

Irgendwann, nachdem die Dämmerung hereingebrochen ist, ebben die Wellen der an Irrsinn grenzenden Todesangst ab und weichen aus ihrem gepeinigten Bewusstsein. Ihr Geist findet eine scheinbar grenzenlose und nie zuvor gefühlte innere Ruhe. Jetzt dauert es nicht mehr lang.
Die alte Frau steht vom Bett auf. Die Schritte ihrer kleinen Füße sind deutlich auf dem alten Holzfußboden zu hören. Sie nimmt von dem Schrank neben dem Bett etwas, das Praiala für ein Handtuch gehalten hat, als sie es dort abgelegt hatte. Jetzt erkennt sie, dass es eine Art Kittel ist. Ein weißes Gewand, aufwändig bestickt mit silbernen Bändern am Kragen, aber von der Gürtellinie bis zum Saum grässlich verschmutzt. Es ist schon sehr oft gewaschen worden, die Flecken sind ausgeblichen, sie sind nicht mehr wegzukriegen. Das alte Gewebe ist steif geworden und dunkel verfärbt von dem vielen Blut, das es aufgesogen hat. Sie legt es sorgfältig über den Fußteil des Bettes.

In der frühen güldenländischen Siedlerzeit haben sie einst den Geweihten anderer Götter das Herz herausgerissen, um es dem Namenlosen zu opfern. Im Reich der Magiermogule vom Gadang wurden Sklaven und Leibdiener rituell erwürgt und dann zusammen mit ihren Herren begraben. Während der Priesterkaiserzeit wurden Künstler, Zauberkundige und Rondrageweihte, der Ketzerei oder der Hexerei beschuldigt, grausamst gefoltert und dann auf Scheiterhaufen verbrannt. Wenn wir uns doch alle erheben könnten. Wir alle, die wir die Opfer von Mächten sind, denen irgendwelche Verrückte dienen. Wir wären ungeheuer viele.

Dann hebt die alte Frau mit einem Seufzer der Hingabe einen Kranz getrockneter Blumen hoch, den sie auf den Tisch neben dem Bett gelegt hat. Sie wird ihn wie eine Krone tragen, wenn sie sterben soll.
Was einmal gegeben worden ist, wird wieder gegeben werden. Und jemand wird kommen, um es sich zu holen.
Draußen vor ihrem Fenster schreien Zhandukan und Baar sich an. Ihre Stimmen klingen angespannt, als würden sie sich besonders stark anstrengen. Und dann beginnt die Musik wieder zu dröhnen, und sie kann ihre Stimmen nicht mehr hören.
Die alte Frau nimmt das Gewand und den Kranz und beugt sich über sie. Dann hebt sie einen ihrer krummen, knorrigen Finger an die Lippen und bittet sie still zu sein, obwohl sie das ja schon ist.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Feb 19, 2019 9:14 am

Nachdem die alte Frau gegangen ist und das Tablett mit dem Teller und dem Krug und auch das Gewand und den Kranz mitgenommen hat, schiebt Praiala ihre Beine über den Rand des Bettes. Vorsichtig setzt sie die Füße auf den Boden und richtet sich auf. Eine Weile steht sie da, die Waden gegen den Bettrand gestützt, bis sie sicher ist, dass sie das Gleichgewicht halten und sich bewegen kann, obwohl sie an den Fußgelenken gefesselt ist.
Doch es geht nicht. Als sie versucht, nach vorn zu hüpfen, stürzt sie zu Boden und prallt auf ihre Schulter. Sie stöhnt und schimpft leise vor sich hin. Dann bleibt sie ruhig auf dem schmutzigen Holzfußboden liegen und wartet, bis ihr Schweißausbruch nachlässt. Sie horcht, ob jemand die alte Holztreppe hinaufeilt, um nachzusehen, was passiert ist.
Aber es kommt niemand. Sie bewegt ihre Zehen. Sie werden noch nicht abgeschnitten. Sie grinst finster.
Auf der Seite liegend und völlig nackt schlängelt sie sich zum Fenster. Dann geht sie in die Hocke, lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand und schiebt sich nach oben. Schließlich steht sie aufrecht, dreht sich vorsichtig um und späht hinaus.

Die Jugendlichen sind nicht untätig gewesen. Sie haben einen zweiten Scheiterhaufen errichtet, ungefähr sieben Meter vom Waldrand entfernt und diesmal ein ganzes Stück weiter vom Turm weg. Hazitai steckt gerade weitere Äste unter den Haufen. Neben ihr steht ein großer Tonkrug, sicherlich Lampenöl. In der Nähe des Scheiterhaufens ist ein Loch ausgehoben worden. Es dient als Halterung für das große Boronsrad, das sie notdürftig aus dicken Brettern gezimmert haben.
Zhandukan und Baar führen gerade das obere Ende des Balkens in dieses Loch ein. Es soll offenbar verkehrt herum aufgestellt werden.
Zhandukan ruft Hazitai etwas zu, die ihn mit ihrem hässlich geschminkten Gesicht anlächelt. Um die Nase und den Mund herum hat sie noch mehr Blut gemalt als sonst. Sie ist jetzt wieder nackt, und ihr langes schwarzes Haar fällt offen auf die blassen Schultern. Sie geht ein paar Schritte zur Seite, um Baar und Zhandukan zu betrachten, die neben dem umgedrehten Boronsrad posieren. Es wirkt alles so, als würden sie es nur als Spiel ansehen. Dass ihnen jeder Anflug von Feierlichkeit angesichts ihrer Opferung fehlt, macht Praiala absurderweise wahnsinnig wütend.
Und dann fühlt sie sich beim Anblick dieses einsamen Boronsrades, das da irgendwie jämmerlich in den wolkenverhangenen dunklen Himmel ragt, mit einem Mal so unendlich verloren, dass sie zu Boden sackt und im Sitzen wie in Trance den Oberkörper vor und zurück wiegt.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Feb 19, 2019 9:31 am

Als sie kommen, um sie zu holen, ist Praiala bis auf die Fesseln an den Hand- und Fußgelenken vollkommen nackt. Sie sind betrunken und ungeschickt und völlig abgestumpft.
Sie leistet keinen Widerstand, als Baar und Zhandukan sie durch den schmalen Flur zerren und dann die wackelige Treppe hinunter ins Erdgeschoss tragen, weil sie nicht will, dass sie sie fallen lassen. Die Vorstellung auf den harten Holzboden zu prallen, womöglich gegen eine Ecke oder Kante zu stoßen, ohne sich mit den Händen abstützen zu können, macht sie nervös.
Aber dann, als sie sie nach draußen schleppen, in die kalte feuchte Luft unter dem niedrigen grauen Himmel, der immer dunkler wird, beginnt sie sich aufzulehnen. Hier auf der kleinen Lichtung, im langen Schatten dieses düsteren uralten Turms, entreißt sie ihre Beine aus dem Griff von Zhandukan, der sie wie eine schwere Teppichrolle unter dem Arm getragen hat. Dann dreht sich Praiala in Baars langen, weißen Armen und fällt mit dem Gesicht nach unten in das feuchte Gras.
Sie fängt den Fall mit ihren Knien ab, versucht sich aufzurichten, verliert das Gleichgewicht und stürzt zur Seite. Sie bleibt im kalten nassen Gras liegen und überlegt, was sie jetzt tun soll.
Zhandukan lacht laut auf, seine dünne Stimme verliert sich in der Dämmerung.
"Wo willst du denn hin, Praiala?", fragt Baar keuchend, aber durchaus mitfühlend.
Das große Feuer knistert und knackt, die orangefarbenen Flammen schlagen hoch in den Himmel. Ein Funkenregen und aufgewirbelte alte Blätter fliegen aufglimmend umher und verglühen.
Die Windenarmbrust lehnt an der Turmwand neben der Tür, vielleicht zur Sicherheit, falls Calynaria sich versehentlich statt des Opfers einen der Auserwählten schnappen will. Im Schatten sitzt die alte Frau auf einem alten Holzstuhl und beobachtet Praiala. Ihre schwarzen Augen glühen im Glanz des tosenden Feuers, dessen Lichtschein auf ihrem ausdruckslosen Gesicht flackert.
Wenn sie sie an dieses Boronsrad hängen wollen, müssen sie vorher die Lederfesseln an ihren Gelenken zerschneiden. Das ist dann ihre letzte Chance. Sie holt so tief Luft wie nur möglich und erschauert bis auf die Knochen.
Das dunkle Holz sieht dünn und zerbrechlich aus. Sie fragt sich, ob es überhaupt ihr Gewicht halten kann, und stellt sich vor, wie absurd und banal es wäre, wenn sie dort hinge und auf den Tod wartet, während das Boronsrad sich unter ihrem Gewicht langsam neigt und umkippt.
"O Gott", murmelt sie vor sich hin und kann nicht anders als einen lauten Schreckensschrei auszustoßen, während sie sich ausmalt, wie die langen Nägel durch ihre Handflächen getrieben werden von Zhandukan, der mit seinen tätowierten Händen den Hammer schwingt.
Aber neben dem Boronsrad sieht sie jetzt einige aufgewickelte Lederseile liegen, so dünn wie eine Wäscheleine, und hofft inständig, dass sie sie damit am Holz festschnüren wollen.
Vor dem Hintergrund dieser immer dunkler werdenden Wand aus von Wurzeln und Farnen umwucherten Baumstämmen, wirkt das umgedrehte Boronsrad jetzt einfach zu düster, fast schon wie eine Parodie. Als hätte man es aus den Requisiten eines schlechten, billigen, Theaterstücks genommen, in dem eine Horde unbegabter Schauspieler mit dilettantisch geschminkten Gesichtern ihr Unwesen treiben. Es ist nicht gerade ein aufregender Anblick, eher sieht es hier aus wie an einem Ort, der unverdientermaßen einen eigenartigen Kultstatus erlangt hat und all jene enttäuscht, die extra dafür herkommen. Was für eine Art zu sterben. Eigentlich sollte es sensationell wirken, aber stattdessen sieht alles nur schäbig und deprimierend aus.
"Ach komm, Praiala. Du kannst nirgendwohin abhauen", sagt Baar, dessen Atem sich jetzt wieder normalisiert. "Wir lassen deine Füße gefesselt. Du kannst also nicht weglaufen vor dem, was dich hier erwartet. Falls du dich allzu sehr sträubst, müssen wir dich … äh …"
"Dann schlagen wir dir den Schädel ein", kreischt Zhandukan auf.
"So ungefähr", stimmt Baar zu. "Aber wenigstens kann ich dir einen letzten Schluck anbieten."
Baar zieht das Trinkhorn aus seinem Nietengurt und kippt den Inhalt über ihr Gesicht. Praiala schluckt gierig die eklig schmeckende säuerliche Substanz, die in ihrem Mund, in der Kehle und im Magen brennt. Sie dreht den Kopf, um nichts von der Flüssigkeit zu vergeuden. Dann aber hat sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Die erhoffte Wärme wird sich wohl doch nicht in ihrem Körper ausbreiten. Gleichzeitig spürt sie, wie ihr schwindelig wird. Als wäre dies der erste Alkohol, den sie jemals getrunken hat. Es ist alchemischer Alkohol, versetzt mit teils vergorenem Apfelsaft, das Getränk haben sie in großen Eimern zusammengerührt. Sie dreht sich zur Seite und würgt etwas davon hervor. Es quillt aus ihrem Mund und läuft den Hals hinab.
Die Jugendlichen haben sich für diese spezielle Nacht etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Schließlich kommt es nicht so häufig vor, dass sie mit einer uralten Göttin Kontakt aufnehmen. Baar und Zhandukan haben sich jede Menge Ketten um die Hüften geschlungen und ihre blassen Arme bis zu den Schultern mit genieteten Lederbändern geschmückt. Die Bänder an den Oberarmen, sind mit spitzen Nägeln gespickt. Jeder trägt eine schwarze Robe mit abgeschnittenen Ärmeln und dem Namen Baal Argrimm in krakeliger roter Schrift. Ihre Gesichter sind frisch geschminkt und die weiße Farbe besonders dick aufgetragen. Die Augenhöhlen sind extra geschwärzt und ihre sonst anmaßend grinsenden Münder so geschminkt, dass die Mundwinkel auf dramatische Art nach unten verlaufen. Nur Hazitai ist nackt geblieben. Auf ihrer Haut sind keine Tätowierungen zu sehen, aber ihr Körper ist mit silbrig glänzenden Piercings geschmückt.
Zhandukan dreht Praiala mit seinem Stiefel auf den Rücken. Baar packt sie unter den Achseln und zerrt sie durch das nasse Gras zum Boronsrad.
Aus der Ferne mag es instabil ausgesehen haben, aber die beiden jungen Männer müssen ihre ganzen Kräfte aufwenden, um die Holzkonstruktion aus der Erde zu heben. Immerhin haben sie es geschafft, ein genügend tiefes Loch auszuheben.
Zhandukan wirft Praiala einen Blick zu, als sie das Boronsrad vorsichtig herunterlassen. "Hübsch, nicht wahr? Das ist noch alte Schule."
Als das Boronsrad nicht mehr weit vom Boden entfernt ist, lassen sie es mit einem lauten Plumpsen neben Praiala ins Gras fallen. Dann packen sie sie und drehen sie, bis sie so liegt, dass Zhandukan ihre Fußgelenke nehmen und ans untere Ende des Balkens schieben kann.
Baar fordert Hazitai auf herzukommen. Sie tapst über die Wiese zu ihnen. Als sie sich nähert, kann Praiala erkennen, dass sie versucht hat, sich mit der weißen, schwarzen und roten Schminke ein bösartiges Grinsen ins Gesicht zu malen, das so hinterhältig und gemein wirkt, wie es in ihrer Visage nur möglich ist. Schon ohne Gesichtsfarben muss sie sich nicht viel Mühe geben, um hasserfüllt auszusehen. Empfindet sie wirklich so? Praiala erinnert sich an das, was in ihren Augen aufblitzte, als sie sie angegriffen hat. Dass sie jetzt so dicht neben ihr steht, macht ihr wirklich Angst.
Was stimmt denn bloß nicht mit denen? Mit allen dreien?
Ihr wird übel, als sie sich erneut klarmacht, dass sie überhaupt nichts mit ihnen verbindet. Das ist ganz offensichtlich.
Sie hasst sie.
Ihre Fußgelenke werden an dem Balken festgezurrt, dessen rohes unbehandeltes Holz sich unter ihren Fersen und Waden hart und splittrig anfühlt. Hazitai hockt sich auf ihre Brust, das Gesicht zu ihr gewandt, und drückt ihre Arme mit ihrem Hintern herunter. Baar drückt einen schweren Stiefel auf ihre Kehle. Sie sind sehr flink und gehen methodisch vor. Sie sind richtige Killer. Eine Mörderbande. Mörder: Das Wort vervielfältigt sich in Praialas Kopf und lässt alle Lebenskraft aus ihrem Körper entweichen.
Und dann läuft etwas vor ihrem geistigen Auge ab, zeigt ihr das, was sie ihr nehmen wollen, als würde sie, ganz unbeteiligt aus der letzten Reihe, ein Theaterstück ansehen: Sie sieht ihre Mutter vor sich, wie sie sie anlächelt, ihre Schwester Praiadane die ihren hübschen Kopf zur Seite neigt, als sie lacht weil Praiala einen guten Scherz gemacht hat; sie sieht ihren Vater, und auch den hübschen Ergan in seinem maßgeschnittenen Gewand und seinen hohen Stiefeln im Biergarten, ihre Gefährten mit denen sie in den letzten Jahren quer durch Aventurien gereist ist und wahrlich atemberaubende Abenteuer erlebt hat; Ihr braves Pferd, das leckere Bier abends im Hotel Handelsherr … Sie wendet sich innerlich ab, schluchzt laut auf. Sie kneift die Augen zu. Und dann knurrt sie trotzig.
Als sie mit ihren Füßen fertig sind, kann sie weder sie noch ihre Unterschenkel bewegen.
Hazitais Gewicht lastet so sehr auf ihrer Brust, dass sie kaum noch atmen kann.
"Eure Musik ist Scheiße!", schreit sie laut, als ihr endgültig klar ist, dass sie sich nicht mehr wehren oder um sich schlagen kann.
Hazitai stemmt die Fersen in Praialas Achselhöhlen. Als Baar nun hinter Hazitais Rücken fasst und das Lederseil an Praialas Handgelenken aufschneidet, ist es kein Problem für Zhandukan und Baar, jeweils eine Hand zu nehmen und ihre Arme festzuhalten, um das übel riechende Gewand über ihren Kopf zu schieben. Hazitai erhebt sich von ihrer Brust und hilft den anderen beiden, ihr den Kittel anzuziehen. Sie hüllen sie in den Stoff, der noch mit dem getrockneten Blut all jener befleckt ist, die darin geopfert worden sind.
Baar und Zhandukan ziehen ihre Arme durch die engen Armlöcher des Gewands, breiten sie auseinander und heben ihren Körper auf das Boronsrad. Die Arme liegen jetzt über dem Querbalken. Als sie die Fesseln um ihre Handgelenke schlingen, drückt das Mädchen ihre Knie mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers gegen Praialas Schultern. Sofort spürt sie einen brutalen Schmerz, der sich von dort aus so weit ausbreitet, dass sie ihn kaum noch lokalisieren kann. Sie ist völlig geschwächt, benommen, und ihr wird übel. Sie hat keine andere Wahl, als alles über sich ergehen zu lassen.
Am liebsten würde sie weinen, betteln und um Gnade winseln, aber sie kann nur laut aufschreien vor Qual und Verbitterung.
Baar verknotet das Seil an ihrem Handgelenk, Zhandukan fixiert die andere Hand. Das dünne stramme Seil schneidet in ihr Fleisch und hält sie unbarmherzig am Boronsrad fest, das noch im feuchten Gras liegt, unter dem Abendhimmel, von dem gerade die letzten Reste des Tageslichts schwinden.
Als Hazitai ihre Beine von Praialas Schultern nimmt, ist der Geweihten klar, dass sie keinen Widerstand mehr leisten kann. Sie wird ihnen keinen letzten Kampf liefern, an den sie sich ihr Leben lang erinnern werden.
Zhandukan grinst sie an, Baar verzieht das Gesicht, als sie ihre ganze Kraft aufwenden, um das Boronsrad aufzurichten. Sie schüttelt sich und bäumt sich auf, versucht, das Boronsrad aus dem Gleichgewicht zu bringen, als es langsam vom Boden gehoben und verkehrt herum aufgestellt wird. Der Rock des stinkenden Opfergewands fällt an ihr herab, und sie spürt, wie ihr Unterleib der kalten Nachtluft ausgesetzt wird. Sie fühlt sich wie ein Baby, als wäre sie wieder ein hilfloses Kind. Nicht einmal in Würde wollen sie sie sterben lassen. Sie hasst diese drei Jugendlichen mit einer derartigen Intensität, dass sie nur noch hoffen kann, einen Herzinfarkt zu bekommen. Das würde ihr die letzten panischen Schreckensschreie ersparen, und sie könnten sich nicht an den kläglichen Lauten ergötzen, die sie ausstößt, wenn ihr schreckliches Ende naht.
Sie blickt nach oben am blutbefleckten Gewand vorbei und sieht über ihren schmutzigen Füßen den endlosen schwarzen Himmel. Sie lässt ihren Kopf zurück gegen den Holzbalken fallen und glotzt das Gras an, das dicht neben ihrem Kopf wächst. Sie sieht genietete Stiefel vor ihrem Gesicht. Das Blut steigt ihr in den Kopf. Und nun schieben sie ihr den kratzigen, stacheligen Blumenkranz über den Kopf, ihre Märtyrerkrone aus welken Blüten.
Dann beginnen sie laut zu schreien. Singen ihre unverständlichen schrillen Texte. Trinken den Schnaps aus ihren Trinkhörnern. Werfen die Arme in die Höhe, dem Himmel entgegen, den sie zwischen ihren gefesselten Füßen sehen kann.
"Du wirst an deinem eigenen Boronsrad sterben! Das ist einfach zu großartig, du kleine beschissene Abenteurerin!", kreischt Zhandukan ihr ins Gesicht.
Praialas Gesicht verzieht sich unwillkürlich. Einen Moment lang glaubt sie, sie könne sich von diesem verdammten Boronsrad losreißen. Dann hält sie inne, versucht es erneut. Ihre verzweifelten Anstrengungen sind völlig nutzlos. Sie beginnt zu schluchzen. Dann schreit sie auf, dreht völlig durch, kennt keine Grenzen mehr, als würde alles, was sie noch hemmt, verpuffen und nur noch grelle, gleißende Blitze ihren Körper durchzucken, während sie brüllt wie eine Geisteskranke. Das ist gut so, denn sie will nicht mehr denken, sie will nicht mehr vernünftig sein, sie will ihre Situation nicht mehr verstehen und will sich nicht ausmalen, was da gleich aus dem Wald kommt, um sie zu holen, während sie hilflos kopfüber an diesem Boronsrad hängt.
"Eure Musik ist total scheiße!", schreit sie ihnen entgegen. Gleichzeitig bricht sie in irres Gelächter aus. "Ihr habt überhaupt kein Talent, ihr Versager!" Ein Teil des verschluckten Alkohols läuft durch die Kehle zurück in ihren Mund und brennt wie Säure. Sie spuckt ihn aus, spuckt sie an.
Die Welt um sie herum steht Kopf, alles scheint durcheinander zu wirbeln. Das Feuer fällt in den Himmel. Die Bäume klammern sich mit ihren Wurzeln an die Erde, um nicht in das unendlich weite Dach der Finsternis zu stürzen. Sie fühlt sich, als würde sie über einem gigantischen schwarzen Ozean schweben und in allen Himmelsrichtungen kein Land erkennen. Gleich wird man sie fallen lassen. Wenn sie sie jetzt losmachen, dann würde sie direkt in den Himmel stürzen.
Zhandukan versucht, noch lauter zu schreien als sie. Sie nervt Zhandukan, das weiß sie. Dieser dünne dumme Junge namens Zhandukan hat noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen, und er mag es gar nicht, wenn seine Opfer Widerstand leisten.
Baar muss Zhandukan festhalten, der mit seiner weißen Fratze aussieht wie ein in einem Zaubererlabor wahnsinnig gewordenes Totenkopfäffchen.
Praiala schreit in den Himmel, zur Erde, in die endlose Reihe der Bäume. Sie will völlig durchgedreht sein und nur noch herumbrüllen, wenn dieses Ding aus dem Wald kommt und schnell und flink auf sie zustürzt. "Komm schon, du stinkende, praiosverfluchte Unkreatur! Komm doch!" Mit der letzten Kraft wird sie diesem Drecksmonster in die Fresse beißen.
Bald schon merkt sie, wie sie beginnt, das Bewusstsein zu verlieren, ihr Kopf fühlt sich geschwollen an, heiß und prickelnd.
Baar ruft der alten Frau etwas zu. Er ist wütend auf sie. Sie kümmert sich nicht weiter darum, sondern sitzt einfach nur schweigend auf ihrem kleinen Stuhl. Baar lässt Zhandukan los, der zum Turm stolpert und auf die kleine alte Frau zeigt. Auch er brüllt sie jetzt an, ballt die Fäuste und schüttelt sie zornig. Baar hebt flehend die Hände. Dann schreit er Zhandukan etwas zu, und der dreht sich zu ihm um. Irgendetwas ist zwischen ihnen. Dann gesellt Hazitai sich zu ihnen und schreit ihrerseits Zhandukan an.
Die alte Frau steht auf und wendet sich ab. Sie geht in den Turm zurück und schließt die Tür hinter sich. Lässt sie einfach draußen stehen. Sollen sie sich doch streiten. Und Praiala hängt noch immer kopfüber am Boronsrad.
Irgendwann werden ihre Stimmen leiser. Nicht mal das Feuer scheint noch richtig gut zu brennen. Sie stehen bloß noch draußen in der feuchten Nacht und beginnen zu frieren. Und der Wald schweigt. So wie die alte Frau. Alles ist ruhig und alt und gleichgültig.
Obwohl der Wald nicht leer ist. Praialas Augen werden durch den Druck in ihrem Kopf aus den Höhlen gedrückt, ihr Blick verdunkelt sich, sie kann kaum noch etwas erkennen. Aber sie sieht ihre Gesichter. Blasse Gesichter und rosa Augen im flackernden Schein des erlöschenden Feuers. Kleine weiße Gestalten, die sie anschauen. Sie mustern sie, und dann ziehen sie sich zurück.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Feb 19, 2019 11:41 am

Der Mond ist voll, und der Wald draußen vor ihrem Fenster hat sich verändert. Er ist größer als jemals zuvor, er bedeckt das ganze Land von den dampfenden Sümpfen der Echsen bis zur Küste des eisigen Nordmeers. Er scheint zu leuchten. Er ist majestätisch. Er ist zeitlos. Er ist ewig. Angesichts dieser Unendlichkeit fühlt sie sich kleiner als jemals zuvor.
Die Stimmen aus dem Raum über ihr sind wieder zu hören. Sie kann jetzt verstehen, was sie flüstern.
"Schau nur, schau", rufen sie ihr zu. "Schau nach unten."
Auf der Wiese unter dem weiten, von dem riesigen Mond beherrschten Himmel, sieht sie eine Gestalt in Weiß, die festgeschnürt in einem Karren sitzt, der beladen ist mit blutbesudeltem Geflügel. Sie wird hin und her geworfen wie eine Puppe, aber vielleicht versucht sie ja auch sich loszureißen.
Dem Karren folgt eine zerlumpte Prozession. Dort, wo das silbrig glänzende Licht die Dunkelheit verdrängt, sieht sie gebeugte, voranschreitende oder auch hüpfende Gestalten in Kleidern, die aus grauer Vorzeit stammen. Sie tänzeln und springen neben dem Karren her und bewegen sich auf einen Ort zu, der so alt ist, dass sogar die Alten oben auf dem Dachboden sich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht ist es der letzte der alten Orte überhaupt.
Wird sie, wenn die Zeit reif ist, mit ihnen in den Himmel schreien, fragen sie. Wird sie einstimmen und die alten Namen rufen? Als sie die Worte hört, die sie aussprechen soll, stockt ihr der Atem.
Dann wird die Gestalt auf dem Wagen, die eine Krone aus welken Frühlingsblumen auf dem Kopf trägt, dort heruntergeholt. Und plötzlich verwandelt Praiala sich in diese Person, und jetzt steht sie zwischen den Steinen. Auf dem höchsten dieser Blöcke, die um sie herum aufragen, sitzen ihre Freunde und grinsen sie schweigend aus toten Gesichtern an. Nackt und abgenagt bis auf ihre blutverkrusteten Knochen sind sie auf den Steinen festgezurrt, in die längst vergessene Verse eingeritzt sind. Nun wird sie selbst auch auf einen Stein gehoben und sitzt zwischen ihren Freunden, und das, was einst gegeben wurde, wird wieder gegeben werden.
Zwischen den Bäumen stehen kleine, nur undeutlich wahrnehmbare Gestalten. Sie reden und machen Geräusche, die sie an Lachen erinnern. Ihre flüsternden Stimmen schicken Laute herauf, die ihr die Augen und Ohren verstopfen wie zahllose schwirrende Fliegen.
Sie sieht einen anderen Ort. Der Geruch von Talg und Rauch dringt in ihre Nase, vermischt sich mit dem Gestank des schmutzigen Heus. Sie steht jetzt in einem dunklen Stall, vielleicht ist es auch ein schlichter Tempel, erbaut aus alten Baumstämmen, über die der rötliche Schein eines Feuers flackert.
Dort irgendwo in der Dunkelheit stöhnt eine gebärende Frau. Sie kann nicht verhindern, dass ihre Beine dorthin gehen, wo sie liegt, obwohl eine Stimme in ihrem Kopf sie laut zum Fortlaufen auffordert.
Zu ihren Schreien gesellen sich die Geräusche eines Neugeborenen. Und sie steht inmitten einer Gruppe von kleinen Wesen vor der schattigen, mit Stroh gefüllten Krippe. Und darin liegt ein Ding, feucht und quäkend, das sie nicht richtig erkennen kann. Es ist gleichzeitig menschlich und von ganz anderer Herkunft, das sieht sie sofort an den Hufen, die aus den blassen Beinchen herausragen. Es wurde aus dem dampfenden verwüsteten Leib der sterbenden Mutter geschnitten und wird nun ehrfürchtig von jenen festgehalten, die es für ein Wunder halten.

Mit einem lauten Schrei schreckt Praiala aus ihrem Traum. Panisch sieht sie sich in dem dunklen Zimmer um, ob irgendwo die kleinen Gestalten zu sehen sind, die eben noch so eifrig zu ihr gesprochen haben. Aber ihre Stimmen vergehen, steigen nach oben und verlieren sich auf dem Dachboden.

Wieder steht sie vor dem schmalen Fenster ihres kleinen Turmzimmers und zittert, weil ihr der Traum von dieser grausigen Geburt noch vor Augen steht. Sie schaut hinaus auf den Wald, der phosphoreszierend glänzt. Am Waldrand stehen schmächtige weiße Wesen mit wenigen Haaren auf den Köpfen, als hätten sie sich dort versammelt, um fröhlich herumzutollen. Sie blinzelt einmal, und schon sind sie verschwunden.
Sie dreht sich um und sieht die alte Frau auf sich zukommen. Ihre kleinen Füße machen keine lauten Geräusche mehr, weil sie Tücher darum geschlungen hat. Sie gibt ihr aus einem hölzernen Krug zu trinken, es riecht nach Moos und Wirsel und als sie ihn durstig leert nimmt sie den metallische Geschmack frischen Blutes wahr. Die Alte bietet ihr ein Messer an. Ein langes dünnes Messer, das sie schon einmal gesehen hat.
Der Anblick der Messerspitze scheint etwas in ihr zu öffnen, das ihr für immer verbietet, etwas anderes zu empfinden als Wut oder sich an etwas anderes zu erinnern als an jene Augenblicke blinden ekstatischen Hasses. Von nun an will sie nur noch instinktiv denken, so wie die Lebewesen des Waldes, die nur darauf aus sind, ihr Leben zu retten und ihren geschickten Verfolgern zu entgehen.
Die Alten über ihr huschen auf flinken Füßen über den Dachboden. Sie tanzen auf den alten Holzbohlen und wollen Blut.
Sie sieht hinab auf die kleine alte Frau, aber sie ist gar nicht mehr da. Der Turm um sie herum knackt wie alte knochige Finger, die sich zur Faust ballen. Und sie steht da auf dem staubigen rohen Holzboden und hält das Messer fest.

Als die Sonne hinter den dünnen Wolken zum Vorschein kommt, wacht Praiala auf.
Wieder.
Sie setzt sich auf und schnappt nach Luft. Aber dieses Mal ist die Luft kälter und beißender auf ihrer nackten Haut. Und sie weiß, jetzt ist sie wirklich erwacht.
Praiala verlagert ihr Gewicht auf dem Bett, um die Schmerzen in ihren Knöcheln zu lindern. Sie reibt sich über die wunden Handgelenke. Streckt die Füße. Die Träume verschwinden.
Ihr Herz macht einen jähen Sprung.
Sie ist nicht mehr gefesselt.
Erstarrt, stumm und völlig konzentriert sitzt sie da, als ihr klar wird, was das bedeutet. Ihre Wunden sind verschwunden und ihr Körper fühlt sich lebendiger an als je zuvor.
Sie starrt auf die Bettdecke, die zum Fußteil des Bettes geschoben wurde. Auf dem schmuddeligen Ziegenfell zwischen ihren Knien erkennt sie den lederumwickelten, hölzernen Schaft einer schweren Hiebwaffe.
Der massive, teils vergoldete Kopf der Waffe glänzt im Licht der aufgehenden Sonne.
Es ist ihr Sonnenzepter.
Jemand hat das blutgetränkte Gewand auf dem Rand des Kastenbetts über Praialas Ornat und ihr Kettenhemd gelegt und darauf die kleine welke Blumenkrone.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Feb 19, 2019 12:17 pm

Praiala hockt sich nackt auf den Boden ihres Zimmers und sieht zur Tür. Es ist noch früh. Draußen scheint die Sonne hell und stählern, wenn sie kurz einen Weg durch die Lücken zwischen den Wolken findet. Der Regen hat aufgehört.
Sie versucht, den wilden Strom ihrer Gedanken in ruhigere Bahnen zu lenken. Das Durcheinander in ihrem Kopf beschäftigt sie so sehr, dass sie ihren Vorteil beinahe verspielt, bevor sie sich über ihre veränderte Lage überhaupt richtig im Klaren ist. Statt zu handeln, bemüht sie sich, ihre Position zu bestimmen, in einer Welt, in der es nur Konfusion und Terror und Verwirrung gibt, in der das Unmögliche wahr ist.
Die alte Frau. Sie ist im Traum zu ihr gekommen, als sie auf ihrem schmutzigen Lager geschlafen hat, verschnürt wie ein Opferlamm. Aber nun ist sie frei, unverletzt und besitzt Waffe und Rüstung. Also ist sie wirklich in der Nacht zu ihr gekommen, hat ihre Fesseln durchgeschnitten, ihr einen offenbar heilenden Kräutersud eingeflößt und ihr ihre Ausrüstung hingelegt?

Sie grinst breit.

Gestern Abend sind sie übel mit der alten Frau umgesprungen, als sie sich geweigert hat, das Ding aus dem Wald zu rufen. Sie hat Baar nicht gehorcht. Sie hat sich geweigert den Dämon herzubitten, die Göttin, die sie holen sollte, als sie am Boronsrad hing. Und nun will sie, dass Praiala flüchtet oder die drei jungen Leute erledigt, die sich in ihrem Zuhause eingenistet haben. Was ihr lieber wäre, ist ihr nicht klar, aber sie hat für beides gute Gründe.

Die unglaubliche Vorstellung, noch länger als nur ein paar Stunden leben zu dürfen, nimmt ihr den Atem. Ihr schwindelt, sie kann sich kaum noch aufrecht halten und muss sich auf dem Holzboden abstützen.
Ihre Lage hat sich entscheidend verändert. Es fühlt sich an, als würde sie von so viel Sonnenlicht und Lebenskraft durchströmt, dass ihr Körper sie kaum fassen kann. Ihre Augen blinzeln, ihre Muskeln zucken nervös. Sie fühlt sich leicht wie ein Vogel und zappelig wie ein Hase.
Sie ist sich nicht sicher, ob sie jemals so empfunden hat: nackt und schmutzig und verwundet ist sie auf eine Existenz zurückgeworfen worden, in der nur der Augenblick zählte. Ihr wird klar, dass sie eigentlich schon vor langer Zeit aufgegeben hat. Ratlos, antriebslos und ziellos hat sie sich treiben lassen. Ihr altes Ich ist dünn und ungreifbar geworden. Ihre alte Welt grau. In vielen kritischen Momenten ihres Lebens hat sie gezögert, hat sich von Selbstzweifeln übermannen lassen. Sie ist ermattet und demoralisiert gewesen, unsicher in ihren Entscheidungen, besonders in jenen Momenten in denen ihr der pragmatische, direkte Weg verwehrt war. Sehr lange ist das schon so gegangen. Jetzt versteht sie das erst. Diese Einsicht packt sie jäh und heftig. Ihr ganzes Leben ist bis zu diesem Augenblick vollkommen zögerlich und voller Unsicherheit gewesen.

Aber jetzt will sie leben. Handeln. Die göttliche Ordnung mit dem Stahl in der Faust und dem Licht des Herren Praios gegen das Böse durchsetzen. Nicht zögerlich, nicht unsicher, nein entschlossen und mit dem gerechtem Zorn des Herren Alverans.

Wenn sie die nächsten Minuten überlebt, dann wird jeder Augenblick in ihrem zukünftigen Leben großartig werden. Ein Feldzug gegen alle Ketzer, Schwarzkünstler und Dämonenanbeter. Jene die Praios’ Ordnung mit Füßen treten wird sie mit gerechtem Zorn vernichten. Jedes gesprochene Wort wird ab nun an eine besondere Bedeutung haben, jedes Essen und jedes Getränk ist ein Geschenk. Ihre Belohnung ist, dass sie weiterleben darf.

Sie lächelt vor sich hin. Sie wird nicht einfach so aufgeben. Sie hat herausgefunden, was ihre Bestimmung ist, wen sie nicht länger enttäuschen will und wofür es sich zu leben lohnt. Es ist ihr endlich klar geworden und wird mit jedem weiteren Gedanken immer deutlicher und stärker. Sie denkt an die Orks in Greifenfurt und wie sie die Priester in einem grausamen Ritual ihrem Blutgott opferten. An die Dorfleute in Deianishain die sie getauft hatte und die vom Orden des Ersten wie Vieh zusammengetrieben und in die Lehmgrube geworfen worden waren wo die Hexe Achaz saba Arataz sie von Dämonen zerfleischen ließ. An die Kultisten aus Havena die nachts in der Unterstadt unschuldige Seelen der unbarmherzigen Ersäuferin opferten. An alle Menschen die auf die göttliche Ordnung und Gerechtigkeit vertrauen und jene die Opfer solcher grausamen Verrückten werden.
Nie wieder! Sie wird diese Ketzer ausforschen, mit dem heiligen Zorn des Gerechten zerschlagen und jene erlösen die von ihnen geknechtet wurden.
Ein paar Tränen mischen sich in ihr Lächeln.

Sie ist sich selbst wieder wichtig geworden. Sie hat zugeschaut, wie ihr Ende immer näher kommt, hat sich von ihrer Angst überwältigen lassen, das ist wirklich widerlich gewesen. Dabei hat sie noch immer Arme und Beine, die sie bewegen kann, Sinne, die die Welt wahrnehmen, und sie hat Momente erfahren, in denen ihr das Wunder des Lebens deutlich vor Augen gestanden hat.
Sie haben doch allen Ernstes geglaubt, sie können ihr das Leben rauben.
Sie sind zu dritt, und es gibt noch mehr von ihnen die sie aber nur gelegentlich gehört hat. Sie erinnert sich an die Dolche an ihren Gürteln und an die Armbrust. Sie sind noch jung, beinahe Kinder. Wahrscheinlich zu jung, um vom Gericht in Gareth zum Tode oder zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt zu werden. Ist sie fähig, sie zu verletzen, wenn es so weit ist? Dieser plötzliche idiotische Anflug von Mitleid lässt sie laut aufstöhnen. Dies ist nun wirklich weder der Ort noch der Zeitpunkt für solche Gedanken.

Sie steht auf und geht zum Fenster. Sie sieht hinunter zu dem Boronsrad, das dort gestanden hat. Es liegt nun im Gras.
Dies ist einfach eine Welt, in der sich jene erheben die sich der göttlichen Ordnung nicht unterwerfen wollen. Es sind harte Zeiten.
Aber eine höhere Macht hat sie hierhergebracht. Und nun ist es an der Zeit abzurechnen. Hier an diesem Ort, der von Frevlern für Frevler gemacht worden war, in einer Welt und einer Zeit, die als die dunkelste Epoche unseres Zeitalters angesehen wird.
Wenn sie den heutigen Morgen überlebt, das schwört sie sich, dann wird sie entschlossen und mit ungezügeltem heiligem Zorn gegen diese kranken Auswüchse kämpfen, wann und wo und in welcher Form sie auch auftreten.
Ein Aufschub ist nicht möglich, es geht hier und jetzt um ihr nacktes Überleben. Dies ist eine Welt, in der jeder für sich selbst verantwortlich ist. Die Götter haben diese Welt nicht so gemacht, sondern die Menschen die sich gegen die Ordnung der Götter erheben und jene die sich aus Angst zum Opfer machen lassen.
"Opfer", flüstert sie vor sich hin.
"Opfer." Es auszusprechen ist, als trinke sie pure Kraft. Sie hat sich selbst zum Opfer gemacht. Aber damit ist es nun vorbei. Sie wird hier sterben, es sei denn, sie besiegt sie alle. Sie ist im Jetzt, und sie weiß ganz genau, was das bedeutet.

Sie fühlt sich so gut wie schon lange nicht mehr, nun da ihre schmerzenden Wunden geheilt sind und sie wieder den vertrauten Griff ihres Sonnenszepters in der Hand fühlen kann, ebenso wie dessen inzwischen doch ebenso vertrautes Gewicht, das sie zu erden scheint. Ein Lächeln stielt sich auf Praialas Lippen.
Bevor sie sich daranmacht das Turmzimmer zu verlassen, tritt sie noch einmal zum Fenster. Sie sieht nach draußen, blickt auf die Sonnenstrahlen die hier und da zwischen den schweren, bleigrauen Wolken hindurchbrechen. Einen Augenblick besinnt sie sich, voller Dankbarkeit am Leben zu sein, darauf das sie dafür kämpfen will, die göttliche Ordnung aufrecht zu erhalten und gegen jene zu kämpfen, die diese missachten. Dass es ihre Berufung ist das Unrecht aufzudecken und diejenigen die dafür verantwortlich sind, ihrer gerechter Bestrafung zuführen.
Und so schwer der Weg auch sein mag, eine Mörderin ist sie nicht und Rache soll auch nicht ihre Gedanken und Handlungen leiten, doch die drei Jugendlichen haben schreckliches getan, nicht nur mit ihr selbst. Sie haben gemordet und gegen göttliches Recht verstoßen, sie beten Dämonen an und versuchen sie in die göttliche Schöpfung herbeizurufen damit diese noch mehr Unrecht anrichten können.

Den Griff ihres Sonnenszepters fest in der Hand erlaubt sie sich ein paar Momente um an die ihr so vertrauten Gesetzestexte zu denken. An Passagen die sie gelesen hat und welche Strafen die Jugendlichen zu erwarten haben. Aber sie selbst ist nicht Richterin. Doch welche Möglichkeiten hat sie hier inmitten der Brache? Sie ist alleine und sie sind zu dritt. Selbst wenn es ihr gelingen sollte sie alle drei zu überwältigen, die Chancen mit den dreien als Gefangenen die Brache zu verlassen sind weniger als gering. Auch was die alte Frau, die sie nun geheilt hat im Schilde führt oder plant ist Praiala unklar.

Einfach zu fliehen kommt für sie nicht in Frage, so verlockend der Gedanke auch ist, die Brache und all das Unheil hinter sich zu lassen, wer weiß, was die Jugendlichen dann noch anrichten. Wieviele noch sterben müssen und ob es ihnen gelingen würde, wirkliche Dämonen zu rufen.
Nein, es ist ganz gewiss, sie müssen auf jeden Fall aufgehalten werden.

Sie fragt sich, ob sie fähig ist sie kaltblütig im Schlaf zu töten. Ihr Magen rebelliert. Würde sie sich selbst noch im Spiegel anschauen können, wenn sie es getan hat?
Sie fängt an zu zittern. Vielleicht sollte sie einfach nur weglaufen, sich verstecken, laufen, verstecken, hoffen.
Nein. Sie würden sie jagen und zur Strecke bringen.
Sie blickt zur Decke. Zweifellos muss sie diesen Ort zerstören, an dem derartige Dinge noch existieren. Sie muss tief in ihr Innerstes hinabsteigen, an den finsteren Ort, wo jene Lava glüht, die den heiligen Zorn in ihr entzündet und ihr den Mut gibt sich dem zu stellen was dort oben auf sie wartet. Sie muss den Ort finden, wo sich diese zerstörerische Energie sammelt. Jene Energie, die sie aufpeitscht, wenn sie an die Ketzer und Dämonenpaktierer denkt, gegen die sie schon in der Vergangenheit gekämpft hat. Diese Wut, die ihr die Kraft gibt im Angesicht der Ausgeburten der Niederhöllen ihre Angst zu überwinden. Sie brodelt schon lange in ihr, nun ist es an der Zeit, sie zum Überkochen zu bringen. Sie muss einfach noch ein bisschen Brennholz nachlegen. Und zwar jetzt. Ihr Leben hängt davon ab, ob es ihr gelingt. Und sie muss diese zerstörerische Energie immer weiterfließen lassen, bis sie tot ist oder sie alle tot sind.
Es ist unvorstellbar, aber zugleich unausweichlich.

Vorsichtig zieht sie sich ihre Rüstung und das Geweihtenornat an, die alte Frau hat es offenbar vom gröbsten Schmutz befreit. Dann blickt sie auf das blutbefleckte Opfergewand und die Krone, die die alte Frau ihr bereitgelegt hat.
Noch einmal sucht ihr Blick nach dem Himmel und etwas Sonnenlicht, ehe sie ihren Rucksack schultert und sich der finsteren Türe ihres Turmzimmers zuwendet.

Und wenn sie sie überwältigt hat … Der schreckliche finstere Wald kommt ihr wieder in den Sinn und das Ding, das darin sein Unwesen treibt. Praiala erschauert. Sie schließt die Augen.
Vorsichtigen Schrittes geht sie auf die Tür zu.
"Eins nach dem anderen, meine Gute", sagt der Teil in ihr, der sich von allen anderen Stimmen frei gemacht hat.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Mon Feb 25, 2019 1:05 pm

Die Tür ihres Zimmers ist nicht verschlossen. Als sie sie öffnet, erwartet sie, dass jemand mit einem bemalten Gesicht grinsend hereinstürzt. Oder zumindest, dass jemand draußen im Halbdunklen auf sie wartet. Aber im Korridor ist niemand zu sehen.
Vorsichtig tritt sie aus dem Zimmer in den dunklen Flur. Sie will die Tür hinter sich zuziehen, hält aber inne, als die alten Türangeln knarren. Sie lässt sie offen stehen.
Sie horcht so intensiv wie noch nie in ihrem Leben. Irgendwo tropft etwas monoton und kaum hörbar vor sich hin. Von oben, vom Turmdach kommt ein leises Quietschen, dann ächzt eine uralte Holzplanke unter ihren schmutzigen Füßen. Das ganze Gebäude scheint sich immer irgendwie zu bewegen, und die müden Balken scheinen Mühe zu haben, das jahrhundertealte Gewicht zu halten.
Praiala erschauert als sie sich fragt ob das Bauholz des Turms aus der Brache stammt, so wie es bei dem unheimlichen Haus des Magisters Sturmwind der Fall war.
Am einen Ende des schmalen Gangs ist die kleine Tür zu sehen, die zur Treppe zum Dachboden führt, auf den sie sie vor zwei Tagen gezerrt haben. Zwischen ihr und der Treppe nach unten befindet sich noch eine weitere Tür. Sie erinnert sich an die Schritte, die sie in der Nacht gehört hat. In diesem Zimmer schläft jemand, genauer gesagt zwei von ihnen.

Sie geht dicht an der Wand entlang über den schiefen Boden und nähert sich mit eingezogenem Kopf dem Treppenabsatz. Es kommt ihr vor, als würde sie sich auf einem der unteren Decks in einem alten Schiff bewegen. Ganz vorsichtig geht sie Schritt für Schritt weiter, dennoch knarrt der Holzboden unter ihren Füßen. Einmal, als sie direkt unter der Öllampe steht, verliert sie beinahe das Gleichgewicht.
Gegenüber der Schlafzimmertür hält sie inne.
Sie horcht so intensiv, dass sie das Gefühl hat, ihr Bewusstsein dringe in den Raum, um dort nach Geräuschen zu tasten wie ein Blinder.
Ruhe. Schweigen.

Praiala starrt auf das nackte Holz, das mit Rußflecken übersät oder an manchen Stellen einfach nur vom Alter geschwärzt ist. Vorsichtig legt sie die Hand auf die Türklinke des Schlafzimmers. Jeden Augenblick erwartet sie ein Knarren zu hören, gefolgt von lauten Rufen. Bevor sie die Klinke belastet wagt sie zu schlucken und Luft zu holen. Bei der Vorstellung die schlafenden Jugendlichen zu erschlagen bekommt sie eine Gänsehaut, als würde sie in kaltes Meereswasser steigen. Mit jeder Sekunde die vergeht muss sie gegen den Drang ankämpfen, einfach loszurennen und abzuhauen.
Behutsam
Schleichen
MU
IN
GE
TaW
Mod.
15
15
13
6
-7
180:0
TaP*
Anmerkung: Die Erschwernis setzt sich wie folgt zusammen:
+7 Schwierigkeit der Probe (WdS 13)
drückt Praiala gegen die Tür um sie weit genug zu öffnen um hineinzuspähen.

Erst leistet die alte, verzogene Holztüre etwas Widerstand aber dann öffnet sie sich mit einem deutlich wahrnehmbaren Ächzen. Keine Rufe, niemand stürzt auf sie zu. Die Geweihte späht durch den Spalt, ihr Blick fällt jedoch nur auf die Seite eines uralten Kastens. Dann schleicht sie auf nackten Sohlen weiter, unter einer weiteren von Staub überzogenen Öllampe hindurch, und betritt das Schlafzimmer, das eine eigene Welt darstellt.
Die Wände bestehen aus dunklem Holz. Unter der durchhängenden Decke ziehen sich von der Feuchtigkeit gezeichnete Balken entlang. Durch zwei kleine Fenster dringt trübes Licht. Es riecht nach feuchtem Holz und kaltem Rauch.
Die Wände sind größtenteils bedeckt von uralten Gegenständen wie Hufeisen und bleichen Tierknochen. Noch so ein Leichenhaus mit Gebeinen und sonstigen vermoderten Dingen aus dem Wald. Schädel von Mardern oder Eichhörnchen, Hirschgeweihe, der Kopf eines Bären, das alptraumhafte Grinsen eines Elches. Alles glotzt sie leer aus eingetrockneten Augen an.
Die Möbel sind selbst gefertigt und einfach. Jagdgeräte liegen in einem schweren Schrank. Die schwarze Klinge einer Axt. Ein Schildbuckel. Spitzen von Speeren und Pfeilen, Messer. Andere verrostete Metallteile, die aussehen wie Haken oder Schneiden. Sie entdeckt eine ovale Brosche, auf der das Bild eines springenden Tiers zu sehen ist. Bunte Glasperlen, einen Messingteller mit einem blauen Fenster, in das ein Mosaik aus rotem, weißem und gelbem Glas eingelegt ist. Eine Ansammlung von runden flachen Steinen, die abgenutzt aussehen und möglicherweise als Wetzsteine gedient haben. Andere Dinge, die aus Steinen oder Knochen hergestellt sind, kommen ihr einfach nur rätselhaft vor, manches ist so ausgebleicht, dass es an Treibgut am Meeresstrand erinnert.
Ein breiter Bettkasten steht vor ihr. Leer. Er ist gefüllt mit schmutzigem Stroh, auf dem Felle liegen. Diese Überreste vor langer Zeit erlegter Tiere erinnern sie schmerzhaft an die grausigen Funde, die in den Bäumen im Wald hingen.
Praiala atmet erleichtert auf. Die Jugendlichen sind nicht hier.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Apr 30, 2019 3:05 pm

Noch einmal lässt die Geweihte ihren Blick über das Zimmer schweifen bevor sie sich abwendet und so leise wie möglich zurück in den Gang schleicht. Behutsam steigt sie die knarrenden Stufen ins Erdgeschoss hinunter. Schließlich erreicht sie den Fuß der Treppe. Sie späht umher und horcht. Wo sind sie?

Die alte Frau mit dem lauten Schritt würde nicht dulden, dass sie einfach wegläuft. Sie will, dass sie etwas für sie erledigt. Und wenn sie direkt in den Wald rennt, was hätte sie schon davon? Dann würde das Ding kommen. Sie kann es ja rufen.
Aber sie kann auch nicht einfach in alle Zimmer eindringen und schlafende Menschen erschlagen. Der Gedanke daran verursacht ihr Übelkeit und Schwindel. Sie lehnt sich gegen die Wand der engen Diele.

Unter der Treppe erkennt sie eine kleine Tür hinter der steile, hölzerne Stufen in den finsteren Keller führen.
Als sie zum Treppenabsatz aufblickt und düstere Schatten wahrnimmt, bekommt sie plötzlich Angst. Irritiert blickt sie nach rechts, geht weiter und betritt die Küche.

Und da ist Zhandukan. Hier in der Küche, gleich vor ihr. Der Raum ist größer, als Praiala erwartet hat. Und lang gestreckt. Der Fußboden aus unebenen Schieferplatten ist hart und kalt. Zhandukan liegt in einem Bettkasten, der in den Küchentisch eingelassen ist, in einem mit Fell gefütterten Schlafsack und schläft. Neben dem Bettkasten liegt ein Holzbrett, mit dem man ihn tagsüber abdecken kann, wenn er nicht als Bett benutzt wird.
Zhandukans genietete Stiefel stehen neben einer Holzbank auf dem Boden. Praiala schaut sich hastig in der Küche um. Es gibt einen Eisenherd mit einem schwarzen Rauchfang, einen dunkelbraunen Schrank, einige Töpfe und Holzteller, zwei kleine, vergitterte Fenster. Und eine Art Krippe, die reich verziert ist, in der die alte Frau in ihrem verblichenen schwarzen Kleid hockt wie eine Katze. Sie starrt Praiala an, gespannt auf das, was sie als Nächstes tun wird.

Und dann hört sie es. Das Gewirr vieler Stimmen draußen vor dem Turm. Ein kurzer Blick durch eines der Fenster zeigt ihr eine Menge von Menschen, teils in abgerissener Winterkleidung, teils in Roben ähnlich derer die die Jugendlichen tragen. Sie sind bewaffnet und ihrem Aussehen und ihrem rauen Umgangston entnimmt die Geweihten, dass es sich um eine Bande von Gesetzlosen handelt.
Einer der Männer sticht ihr sofort ins Auge, sie hat ihn gesehen, das heißt, eine Zeichnung, kürzlich, auf einem Pergament das Zhandukan ihr gezeigt hat.
Dann erkennt sie, dass sie auf die Eingangstür zukommen.
Praialas Blick huscht zu der alte Frau doch sie sieht völlig teilnahmslos aus. Sie blickt sie aus ihrem kleinen Holzkasten heraus unverwandt an.

Gleich werden sie die Tür erreichen. Was wenn sie sie hier in der Küche finden. Mit so Vielen kann sie es nicht aufnehmen. Sie muss sich verstecken. Zurück auf ihr Zimmer kann sie nicht. Unmöglich.
Mit schnellen Schritten verlässt die Geweihte die Küche und erreicht die Stiege. Gerade als sie hört wie sich die Eingangstüre öffnet schlüpft sie durch die Tür unter der Treppe und steigt leise in die Finsternis des Turmkellers hinab.

Eine Weile lauscht sie in die Dunkelheit hinein um sicherzugehen, dass sie niemand bemerkt hat.

Dann hört sie es atmen.

Es ist sehr leise, kaum hörbar gegen das Pochen und Rauschen in Praialas Ohren, doch es ist hier. Gar nicht weit von ihr entfernt in der Dunkelheit.

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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Mon May 20, 2019 8:56 am

Ihr Blick richtet sich nach oben zum Absatz der Treppe. Ein schmaler, heller Streifen unter der Tür ist das einzige das sie in der Dunkelheit erkennen kann.

Leise holt sie Zunderdose, Feuerstein und Stahl hervor und entfacht ein paar Funken. Das Glimmen des Zunders erlaubt der Geweihten die Finsternis auf zwei Armlängen zu vertreiben.

Schwere, massive Deckenbalken aus uraltem Holz erstrecken sich direkt über ihrem Kopf. Hinter ihr führen die verzogenen Stufen der staubigen Stiege nach oben. Große, feuchte, schwarze Steinblöcke bilden die Wände.
In der Finsternis des Kellergewölbes reflektieren zwei Augen das schwache Licht. Schweres Atmen vermischt sich mit heiserem Krächzen. Mutig macht Praiala einen Schritt näher und erkennt die mit schweren Ketten an der Wand gefesselte Gestalt einer jungen Frau. Ihr Blick ist erfüllt von panischer Angst, ihre ausgetrockneten Lippen formen Worte doch kommen keine verständlichen Laute aus ihrem Mund. Ihre einfache Kleidung ist schmutzig und zerschlissen und die eisernen Fesseln schneiden ihr in die geschundenen Gelenke.
Das von Schmutz und Tränen verschmierte Gesicht der sommersprossigen Frau ist von Angst und Schrecken entstellt und ihr komplett zerzaustes, bosparanienbraunes Haar gibt ihr das Aussehen einer Irrsinnigen.

Der Anblick der Frau erstaunt Praiala, aber sie entspannt sich auch ein wenig, immerhin ist es kein Monster, das hier lauert, sondern eine bemitleidenswerte Gefangene.
Was auch immer diese Verrückten mit ihr vorhaben - es kann nichts Gutes sein.
"Ich will dir nichts tun", meint sie leise und mit betont ruhiger Stimme. "Ich werde versuchen dir zu helfen. Kannst du mich verstehen?"
Die Gefangene nickt und ein weiteres, heiseres Krächzen ist zu vernehmen das sich entfernt wie ein 'ja' anhört.
Die Geweihte nähert sich ihr mit langsamen Bewegungen und lauscht dabei ob von oben etwas zu hören ist. Die Stimmen im Erdgeschoss hören sich ruhig an, offenbar wurde sie nicht bemerkt.

Praiala sieht sich die Ketten an und erkennt, dass es sich dabei um einfache Handeisen mit simplem Puzzelverschluss handelt. Der Verschluss selbst ist denkbar einfach zu öffnen, lässt sich aber aus der gefesselten Position heraus nicht mit den Fingern erreichen.

Die Geweihte besieht sich den Verschluss und lächelt der Frau dann aufmunternd zu. "Ich glaube ich kann dich befreien. Und dann versuchen wir beide hier zu entkommen ja?" damit versucht sie sich daran die Verschlüsse nach und nach zu öffnen um die Frau zu befreien. Dabei hält sie immer wieder kurz inne um zu lauschen. Plötzlich wird es lauter über ihnen. Das aufgeregte Getrampel vieler Stiefel ist zu hören.
"Ve..stekh..dich"
Praiala blickt sich hektisch um, im Glimmen des Zunders kann sie die Umrisse einer Tür in der gegenüberliegenden Wand ausmachen.
Mit einem leisen Klicken gleitet der Bolzen im Verschlussmechanismus heraus und die Gefangene ist frei. Beinahe im selben Augenblick erlischt der Zunder.

Dunkelheit umgibt sie. Der Lärm über ihnen kommt näher. Gleich werden ihre Peiniger die Kellertüre aufstoßen und sie entdecken.

Mit ihrer ganzen Kraft packt Praiala die völlig geschwächte Gefangene, legt ihren Arm um sie, stützt sie mit der Schulter und stemmt sich mit ihr empor. Mit einigen wenigen Schritten durchqueren sie den Keller und erreichen die Tür die Praiala im schwachen Licht des glimmenden Zunders bemerkt hat.
Ihre Finger tasten hektisch über das raue, vom Alter verzogene, Holz. Rillen ziehen sich hindurch wie bei einem Schnitzmuster. Dann hält sie den Türgriff in der Hand.
Die Geweihte braucht all ihre Kraft um die verbogene Türe aufzustemmen. Es knackt und knirscht als die uralte Tür aufgedrückt wird, als wäre sie seit Jahrzehnten nicht geöffnet worden.
Praiala drückt die Türe mit ihrem Gewicht hinter sich wieder zu. Einen Moment lang lauscht sie und atmet erleichtert als sie keinen Lärm und keine Rufe hinter sich hört.
Völlige Finsternis umgibt sie. Es riecht abgestanden, staubig und nach dem allgegenwärtigen Moder des Waldes. Aber auch nach etwas das Praiala an die fauligen Wasserflächen eines Moores erinnert.

Durch die schwere, hölzerne Decke des Kellers kann die Geweihte die Schritte vieler schwerer Stiefel hören, aber auch das pochende Getrappel der alten Frau. Dazwischen vernimmt sie immer wieder einzelne Gesprächsfetzen denen sie entnehmen kann, dass die Mitglieder der Gruppe sich gut kennen.
Sie scheinen mit dämonischer Freude von den blutigen Details eines grausamen Mordes an einer Bauernfamilie zu berichten den sie während der frühen Morgenstunden nahe Silkwiesen verübt haben.
Mit aufsteigendem Grauen lauscht die Geweihte weiter und vernimmt, dass die Mörder sich eine große Summe Geld für ihre Tat erwarten, und zwar von einem Mann den sie den Hetzer nennen. Sie spekulieren über die Herkunft ihres Auftraggebers und vermuten aufgrund seiner Art zu sprechen, dass es sich um einen Mann aus der Gerbaldsmark handelt, Herdan den verstoßenen Jagdmeister des Junkers von
Brachental
Das Junkergut Brachental liegt in der Gerbaldsmark, etwa drei Reitstunden südwestlich von Uilstein. Es wird größtenteils von der Dämonenbrache überwuchert, was das nominell gut positionierte Land recht wertlos macht.
.
Die Männer scheinen davon überzeugt, dass er über einflussreiche Kontakte im Adel verfügt die sich ganz dem Kaiserthron aber nicht seinem jungen Erben unterwerfen.
Dann beginnen sie sich über die weitere Vorgehensweise auszutauschen. Während eine starke Stimme, möglicherweise die des Anführers, den Weg beschreibt, den sie zu ihrem geplanten Treffpunkt nehmen müssen, stellt sich unter den Anderen Schweigen ein. Offenbar erwartet der Hetzer sie zur Übergabe in der Brache bei einem Ort den die Männer Harkola nennen und erwartet, dass sie sie dorthin bringen sollen. Die eine Hälfte seiner Männer sollen den Anführer begleiten während die anderen bereits in die
Nirgendgasse
"Scher dich in die Nirgendgasse" ist ein geflügeltes Wort in Gareth, wenn man jemanden fortwünscht.

Mit diesem Begriff bezeichnen die Garether alle Arten von unnatürlich verlaufenden, verschwundenen oder plötzlich auftauchenden Straßen, Ecken, Häusern und Durchfahrten, in denen sich nur die Ortsansässigen zurechtfinden.
Dies kommt gerade in Gareth auffallend oft vor.

Wenn man den wenigen Gelehrten die sich bisher damit beschäftigt haben und das Phänomen nicht als Aberglauben abtun glauben möchte liegt der Grund aber nicht nur in einer unübersichtlichen und verschachtelten Bauweise mancher Nachbarschaften, sondern soll seinen Ursprung auch in einem kaum untersuchten magischen Phänomen haben, welches vor allem das Südquartier und im geringeren Maße andere Stadtteile durchzieht.
beim
Hexenkessel
Der Hexenkessel ist eine Nachbarschaft nahe dem Rande der Dämonenbrache und besteht aus verschiedenen Mietskasernen.
Man bringt ihn immer wieder mit finsterer Magie in Verbindung. In der Vergangenheit ist er wie durch einen Fluch viele Male abgebrannt und wieder aufgebaut worden, was das Gewirr aus Gassen und Höfen immer komplizierter werden ließ.
am
Krötenstieg
Der Krötenstieg ist eine dunkle Gasse die sich im Südquartier, dem verkommensten Stadtteil Gareths, befindet. Er führt von der Sankt-Yasinthe-Tränke bis zum Rand der Brache und ist gesäumt von windschiefen Fachwerkhäusern, klapprigen Bretterbuden, verfallenen Steingebäuden und überfüllten Mietskasernen.
gehen sollen um den Treffpunkt der späteren Übergabe in Gareth zu sichern.

Auch als er geendet hat scheint keiner der Männer in den Keller hinabzusteigen und die Geräusche, die die beiden Frauen über ihnen vernehmen, deuten darauf hin das nun vorerst alles seinen gewohnten Lauf nimmt.

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Idrasmine
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Re: Game Thread (IC)

Post by Idrasmine » Tue Jun 04, 2019 2:19 pm

Still wartet Praiala einige Zeit bevor sie sich sicher genug fühlt.
Dann tastet sie leise nach ihrer Sturmlaterne, öffnet sie und legt die Blendklappen an. Sie horcht noch einmal in die Dunkelheit hinein bevor sie erneut etwas Zunder zum glimmen bringt und nun damit den Docht der Laterne entzündet.
Als sie die vordere Blendklappe etwas öffnet blickt sie auf einen Reigen aus tanzenden Staubkörnern in der Dunkelheit. Sie riskiert noch etwas mehr Licht und erkennt, dass das unbekannte Gewölbe geräumiger ist als sie dachte.

Der Lichtschein der Laterne ergießt sich langsam über den Boden. Durch die dicke Schicht aus Staub und Schmutz erkennt die Geweihte Intarsien in der Form eines Heptagramms aus starken Mondsilberfäden. Um den finsteren Beschwörungskreis sind noch deutlich die Spuren einer abgebrochenen Dämonenbeschwörung zu sehen: teilweise abgebrannte Kerzen, dunkle Blutflecken, verwischte Kreidezeichnungen, Ruß von magischen Entladungen im Mittelpunkt des Heptagramms.
Langsam lässt die Geweihte das Licht durch den Raum gleiten. An den Wänden erblickt sie Stellagen voller modernder Schriften. Vergilbte Schriftrollen, verrottende Papyri, mit brüchigen Lederbändern zusammengebundene Kladden und staubige Folianten modern in den dicht mit Spinnweben überzogenen Regalen.
Auf einer starken, hölzernen Werkbank steht ein großer Kessel wie ihn Hexen für ihr praiosunheiliges Tun verwenden. Daneben und darum herum liegt eine Vielzahl wunderlicher Gerätschaften verstreut; darunter aber auch einfache Werkzeuge wie Mörser, Schälchen, Skalpelle, Holzspatel, Löffel und Schäufelchen sowie Kellen und Schöpfer. Halbzerfallene Wandbilder zeigen anatomische Zeichnungen von Organen und Körperteilen von Tieren und Menschen. Auf einem schweren Schreibtisch aus morschem Steineichenholz liegen verschiedene Schriften und offene Bücher verstreut. Der Rest eines alten Federkiels ragt aus einem staubigen Tintenfässchen.

Leise beginnt die Frau in Praialas Armen zu weinen.

Während der Blick der Geweihten unruhig durch den gruseligen Raum schweift murmelt sie leise "Shh, wir versuchen hier lebend hinauszukommen. Und das was wir gerade gehört haben - es kann nur ein Fingerzeig Praios sein - wir müssen hier so schnell wie möglich entkommen und dann versuchen dieses Unglück zu verhindern."
Dann sieht sie zu der Frau und fügt leise hinzu: "Mein Name ist Praiala." Sie bemüht sich ihr ein beruhigendes und aufmunterndes Lächeln zu zeigen - auch wenn ihr Innerlich bei dem Anblick der Gerätschaften, Bilder und vor allem des Beschwörungskreises das Blut kalt durch die Adern rinnt.
"..ndiane", schluchzt die Frau leise und schluckt schwer. "Ich ... ich bin Hesindiane."

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